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Archiv-Artikel

Prinzip Hoffnung

MENSCHENRECHTE Human Rights Watch betrachtet das Jahr 2015 als Test, ob es das IOC mit seinen Reformbekenntnissen wirklich ernst meint

BERLIN taz | Wie sehr der Sport mit der Politik verbunden ist, das belegen auch die Untersuchungen von Human Rights Watch (HRW). Der Jahresbericht 2015 wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt. Und obwohl die Bilanz düster ist, verbreitete HRW-Direktorin Minky Worden am Donnerstag auf einer Pressekonferenz Optimismus.

In der letzten Dekade, das hätten etliche Berichte ihrer Organisation belegt, hätte sich die Menschenrechtslage in ohnehin problematischen Ländern im Zusammenhang mit Sportgroßereignissen wie den Olympischen Spielen stets weiter verschlechtert. Und dabei hätte es auch immer direkte Zusammenhänge mit den Sportevents gegeben. Die Rechte von Arbeitsmigranten etwa seien beim Aufbau der Sportstätten und Infrastruktur immer noch weiter ausgehöhlt worden. Das sei aber unvereinbar mit der olympischen Charta, die sich gegen jegliche Form von Diskriminierung ausspricht.

Dass das IOC nun im Dezember die Agenda 2020 verabschiedet habe, welche die Möglichkeit vorsieht, Menschenrechtsforderungen in den Ausrichtervertrag von Olympischen Spielen zu implementieren, bewertet Worden als „einen großen Schritt nach vorn“. Im Jahre 2015 fänden Ereignisse und Entscheidungen statt, bei denen das IOC unter Beweis stellen könne, dass man es mit der angekündigten stärkeren Berücksichtigung der Menschenrechte ernst meine. Im Juni werden beispielsweise erstmals die Europaspiele stattfinden – in Aserbaidschan, wo in den letzten Jahren viele Menschenrechtsverletzungen gemeldet wurden. Ähnlich wie in China und Kasachstan. Beide Länder bewerben sich mit Peking und Almaty für die Winterspiele 2022. Die Entscheidung über die Vergabe fällt im Juli. Das IOC könne nun entsprechenden Druck ausüben.

Minky Worden machte auch darauf aufmerksam, dass Druck vonseiten der Sportorganisationen auch schon positiv gewirkt habe. Als Beispiel nannte sie den Ausschluss des einstigen Apartheidstaats Südafrika. Diese Isolierung habe unter anderem mit dazu beigetragen, dass sich dort die Menschenrechtslage verbessert habe. JOHANNES KOPP

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