unterm strich
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Wenn in wenigen Tagen die Frankfurter Buchmesse eröffnet, dann strömen wieder Tausende über die lichte Treppe der Galeria 9, mit der Oswald Mathias Ungers Anfang der 80er-Jahre das Messegelände in Frankfurt erweiterte. Im Alter von 81 ist der Kölner Stararchitekt gestorben. Ungers hat sich in vielen Jahren als Professor an der TU Berlin und US-Architekturhochschulen auch einen Namen als Architekturtheoretiker gemacht. Er gehört zu den Begründern der sogenannten Zweiten Moderne, die sich durch den Bezug auf klare Geometrien und die Herausstellung der Eigenwertigkeit der Materialien auszeichnet. Die Klarheit seiner Architekturen ist immer wieder bestechend, ihre Referenz an Renaissance-Baumeister wie Andrea Palladio oder den preußischen Klassizisten Karl Friedrich Schinkel ablesbar.

Allerdings versucht die Reduktion seiner Formen nie die Größe und Funktionalität seiner Bauwerke zu verstecken. Das trug ihm auch den Vorwurf der Kälte und des Monumentalen ein. Ungers betrieb Büros in Köln, Berlin, Frankfurt und Karlsruhe und prägte diese Städte. Er baute seit den 50er-Jahren Mehrfamilienhäuser und Wohnanlagen in Köln und Berlin. Mit seinen Museumsbauten setzte er städtebauliche Akzente: Für das Wallraf-Richartz-Museum in Köln und die Galerie der Gegenwart in Hamburg schuf er konzentrierte Räume, die mit nichts vom Blick auf die Kunst ablenken. Einmal gab er einem Wohnhaus den Namen „Haus ohne Eigenschaften“, was fast wie ein Programm für Ungers’ Architektur scheint, die von allem absieht, was als individualistisch gelten könnte. Und gerade dadurch ihren Charakter zeigt.