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Archiv-Artikel

Russisches Agentenpaar geschnappt?

SPIONAGE Am Dienstag wurde ein Ehepaar festgenommen, weil es für Russland spioniert haben soll. Der Hinweis kam aus den USA, das Bundeskriminalamt ermittelt jetzt. Aus Russland: kein Kommentar

HAMBURG/KARLSRUHE afp | Den deutschen Sicherheitsbehörden soll bereits am vergangenen Dienstag ein russisches Agentenpaar ins Netz gegangen sein. Ein Einsatzkommando des Bundeskriminalamts habe die Eheleute in Balingen (Baden-Württemberg) und in Marburg (Hessen) festgenommen, heißt es in Medienberichten. Laut einem Spiegel-Bericht werden die beiden verdächtigt, für Russlands Auslandsgeheimdienst SWR gearbeitet zu haben. Beide bestritten jedoch die Vorwürfe.

Die zuständige Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte lediglich die Festnahme „zweier Personen“ in Hessen und Baden-Württemberg. Sie seien „dringend verdächtig“, seit längerer Zeit in Deutschland für einen ausländischen Nachrichtendienst tätig gewesen zu sein, hieß es in einer auf der Internetseite der Bundesanwaltschaft veröffentlichten Erklärung. Am Mittwoch wurden sie dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, der Haftbefehle gegen sie erlassen und Untersuchungshaft angeordnet habe. Das BKA ermittele.

Der Fall ist der erste seiner Art in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Die Ermittler vermuten demnach, dass die mögliche Geheimdiensttätigkeit der Eheleute noch zu Zeiten des früheren russischen Auslandsgeheimdiensts KGB begann. Die Verdächtigen seien Ende zwischen 1988 und 1990 mit falscher Identität nach Deutschland eingereist. Das Magazin Focus berichtete am Samstag vorab, es handele sich um einen schweren Fall von Industriespionage. Mit einem Kurzwellensender hätten die beiden jahrelang verschlüsselte Nachrichten nach Moskau abgesetzt. Der Mann soll bei seinem Arbeitgeber, einem Autozulieferer, Betriebsgeheimnisse ausgespäht haben.

Auf die Spur der Verdächtigen brachte die Ermittler laut Focus ein Geheimdiensthinweis aus den USA. Die beiden pflegten offenbar intensiven Kontakt mit der im Jahr 2010 in den USA enttarnten russischen Agentin Anna Chapman. Regelmäßig sei ein Kurzwellenkanal belegt gewesen, den Chapman und das in Deutschland tätige Paar genutzt hätten. Die falsche Identität habe den mutmaßlichen Spionen ein österreichischer Standesbeamter vermittelt. Sie trugen österreichische Pässe bei sich, nach denen er in Argentinien und die Frau in Peru geboren wurden.

Der russische Geheimdienst wollte nicht Stellung nehmen. „Wir kommentieren diese Berichte nicht“, sagte ein Sprecher des Geheimdienstes SWR der Nachrichtenagentur Interfax.