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■ Die Abenteuer von Tim und Struppi USA 2011, R: Steven Spielberg, D: Jamie Bell, Daniel Craig „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“ ist ein Wunderwerk der Gattung „Kino der Attraktionen“, das den Zuschauer in den ersten Szenen einfängt mit seiner minutiösen Rekonstruktion von Hergés Brüssel. Auch die Stars sind eingescannte Originale: Jamie Bell aus „Billy Elliott“ spielt Tim in der komplett mit realen Schauspielern vorgedrehten Digitalanimation, Andy Serkis gibt den Haddock und Daniel Craig ihren haltlos schurkischen Gegenspieler, den gierigen Iwan Iwanovitsch Sakkarhin. Spätestens nach einigen Minuten nimmt man das „digitale Makeup“ – so der Fachausdruck der Maskerade – nicht mehr als unnatürlich war. Zum ersten Mal hat man nicht mehr das Gefühl, es mit einem schlechten Kompromiss aus Real- und Trickfilm zu tun zu haben, sondern mit einer eigenständigen Filmästhetik. Erst die digitalen Bildmaschinen können füllen, was Hergé mit seiner klaren Linie umrissen hat: die Realität der Fantasie.
■ Hotel Lux Deutschland 2011, R: Leander Haußmann, D: Michael Herbig, Jürgen Vogel
„Hans Zeisig ist Komödiant. Sein großer Traum ist Hollywood. Doch im Jahr 1938, bedroht von den NS-Schergen, bleibt Zeisig bald nur noch die Flucht nach Russland mit gefälschtem Ausweis. Im von Kommunisten besiedelten Hotel Lux fühlt er sich nicht lange sicher, denn augenscheinlich waren die gefälschten Papiere für jemand anders bestimmt. Und Zeisig muss nun zeigen, wie wandelbar sein Talent als Parodie-Künstler wirklich ist. Die groteske Tragikomödie von Leander Haußmann nutzt historisch verbürgte Wahrheiten und Personen und versetzt sie kreativ mit fiktionalen Elementen. Dabei überzeugen auch die detailgenaue und historisch stimmige Ausstattung. Der Film betrachtet mit satirischem Augenzwinkern seine Figuren, ohne sie zu denunzieren. Vor allem Michael ‚Bully‘ Herbig meistert bravourös die schauspielerische Gratwanderung zwischen schelmenhaftem Clown und tragischem Held in der Klemme.“ So die Begründung der FBW für ihr Prädikat „besonders wertvoll“.
■ I’m not a f**king Princess Frankreich 2011, R: Eva Ionesco, D: Anamaria Vartolomei, Isabelle Huppert
Der Spiegel bezieht sich in dieser Kurzkritik auf sich selber: „‚I’m Not a F**king Princess‘ spielt im Paris der siebziger Jahre und handelt von der elfjährigen Violetta, die ihrer Mutter für Aktfotos Modell steht und zum Objekt der Begierde wird, noch bevor sie in die Pubertät kommt. Regisseurin Eva Ionesco erzählt hier ihre eigene Geschichte. Ihre Mutter Irina ließ sie 1976 für den Playboy fotografieren und machte sie zum gefragten Covergirl. Als der Spiegel im Mai 1977 zu der Titelgeschichte ‚Die verkauften Lolitas‘ eine Nacktaufnahme von Eva Ionesco druckte, wurde er vom deutschen Presserat wegen ‚Sexismus‘ gerügt. Mit Befremden rekonstruiert die Regisseurin eine gar nicht so ferne Vergangenheit, in der es als normal galt, sich Bilder von nackten Kindern anzusehen. Mit Furor und Feingefühl inszeniert sie die Rebellion eines Mädchens, das dagegen aufbegehrt, viel zu früh wie eine Frau behandelt zu werden.“