Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In diesem Jahr ist es zweihundert Jahre her, dass sich der Dichter Heinrich von Kleist am Kleinen Wannsee erschossen hat. „Stolper Loch“ hieß das Gewässer damals noch deutlich suizidkompatibler. Kleist hat die Deutschen allerunterschiedlichst immer wieder sehr beschäftigt. Die Nazis fanden ihn ebenso spannend wie die, die später das Leiden an Deutschland zur Feuilletondisziplin erhoben. Das Maxim Gorki Theater widmet dem unheilbar Zerrissenen nun ein Festival, wo verschiedene Interpretationen und Inszenierungen seiner Stücke zu sehen sein werden. Eröffnet wird das Festival am Freitag mit Jan Bosses Neuinszenierung von „Das Käthchen von Heilbronn“.

Ein unheilbar Zerrissener ist auch der Dramatiker Thomas Brasch gewesen, dessen Todestag sich an diesem Donnerstag zum zehnten Mal jährt. Aus diesem Anlass zeigt die Volksbühne den Dokumentarfilm „Brasch – Das Wünschen und das Fürchten“ von Christoph Rüter, der im Wesentlichen aus einer Montage von posthum entdecktem Filmmaterial besteht, mit dem Brasch (der auch Filmregisseur und nicht nur ein Schriftsteller war) sein Leben dokumentierte. Am Berliner Ensemble inszeniert derweil Manfred Karge eine Bühnenadaption von Braschs berühmtestem Prosastück: „Vor den Vätern sterben die Söhne“.

Das HAU nimmt in dieser Woche mit einer Veranstaltungsreihe die Lage im arabischen Raum ins Visier: „Conflict Alt Esc – News aus Bagdad, Beirut, Jaffa und Kairo“. Zu sehen sein werden u. a. gefeierte Theaterarbeiten wie „Irakische Geister“ von Mokhallad Rasem. Der ägyptische Filmer Tamer El Said wird ein Work in Progress seines Kairo-Films „In the Last Days oft he City“ zeigen. Daneben gibt es Gespräche über die Situation von Künstlern in der arabischen Welt. Und über die sogenannten Facebook-Revolten in Kairo und London.

■ Kleist-Festival: 4.–21. November, Maxim Gorki Theater

■ „Brasch – Das Wünschen und das Fürchten“: Do. Volksbühne

■ „Vor den Vätern sterben die Söhne“: ab Fr., Berliner Ensemble

■ „Conflict Alt Esc“: 2.–7. November, HAU