: UNTERM STRICH
Bleibt zu hoffen, dass die „jungen Schriftsteller“ sich kein Beispiel an den Interventionen des Günter Grass nehmen. Vielleicht überschätzt er ja gar die Macht der Feuilletons, die seine antiisraelischen Polemiken aka Gedichte zum Glück nicht durchweg erquickend fanden, wenn er die schriftstellerischen Aktivitäten von angeblichen Einflüsterungen oder Redeverboten ableitet. Und man kann den Schriftstellern ja nur raten, etwas versierter in ihren Einwürfen zu sein. Und teilweise ist es ja auch so, dass sich ausgerechnet jene, die vor der gefährlichen Totalüberwachung warnen, bisher gar nicht durch gefährliche Gedanken ausgezeichnet haben. Aber das kann ja noch werden. Aber Herr Grass hat sicher damit recht, dass man auch als, wie Wolfgang Pohrt das nennen würde, Unterschriftsteller von sich reden machen kann, wenn es mit der Literatur mal nicht so klappt. Und dafür braucht man nicht mal einen Nobelpreis. Ist doch toll.
Der für das Feuilleton der FAZ zuständige Herausgeber Jürgen Kaube erhält den Ludwig-Börne-Preis 2015. Das teilte die Ludwig-Börne-Stiftung gestern mit. Preisrichter Dan Diner begründete seine Wahl mit Kaubes „herausragendem schriftstellerischem Vermögen“. Der Publizist, der der Tradition der Aufklärung verpflichtet sei, werde dafür geehrt, „die wissenschaftliche Kultur von Geist und Sache in luzider Klarheit und begriffsnaher Zuspitzung in den öffentlichen Raum zu tragen“. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher war der Preis im Jahr 2009 zugesprochen worden. Der Börne-Preis erinnert an den Frankfurter Juden Ludwig Börne (1786 bis 1837), der sich in Essays und Reportagen für die Ideale der Revolution von 1848 einsetzte.