: Ein Mann für alle Unfälle
Jeroen Dijsselbloem ist der europäische Politiker, der das griechische Schuldendrama doch noch zu einem Happy End führen soll. Dabei bringt der Eurogruppenchef dafür eigentlich kaum die nötigen Qualitäten mit. Ungeschickt, undiplomatisch, unerfahren sind die Attribute, mit denen der 48-jährige Sozialdemokrat aus dem niederländischen Eindhoven auch noch zweieinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt in Brüssel belegt wird.
Pleiten, Pech und Pannen pflastern Dijsselbloems Weg. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit an der Spitze der Eurogruppe löste er eine Krise aus, als er ankündigte, künftig sollten klamme Banken nicht mehr durch die Staaten gerettet werden, sondern selbst bluten. Die Finanzmärkte reagierten geschockt, die EU war verschnupft. Dijsselbloem schob das Ganze später auf eine falsche Übersetzung – dabei hatte er die Wahrheit gesagt. Nur war die nicht politisch korrekt.
Fast noch mehr Schaden richtete eine beiläufige Bemerkung zu Amtsvorgänger Jean-Claude Juncker aus. Der Luxemburger sei ein „starker Raucher und Trinker“, so Dijsselbloem mitten im Europawahlkampf. Damals konnte er noch nicht ahnen, dass Juncker die Wahl gewinnen und zum Chef der EU-Kommission gewählt werden würde. Doch seit dem Vorfall ist das Tischtuch zwischen den beiden EU-Spitzenpolitikern zerschnitten.
Der neueste Fauxpas kam kurz nach dem Machtwechsel in Athen: Auf eigene Faust, ohne offizielles Mandat, reiste Dijsselbloem in die griechische Hauptstadt, um sich dort mit dem neuen Finanzminister Janis Varoufakis zu treffen. Die anschließende Pressekonferenz wurde zu einem Debakel: Der Grieche erklärte die umstrittene Troika der Gläubigerländer für tot, der Chef der Eurogruppe stand wie ein begossener Pudel daneben.
In Brüssel nimmt Dijsselbloem deshalb auch kaum jemand ernst. Der eigentliche starke Mann der Eurogruppe ist der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der den Niederländer auch in das Amt des Eurogruppenchefs gehievt hatte. In den Verhandlungen mit Griechenland gibt Schäuble die Linie vor – nicht etwa Dijsselbloem.
Trotzdem wird der Holländer gebraucht: Seine Aufgabe ist, die Unterstützung der Geberländer zu sichern und die Hardliner um Schäuble zusammenzuhalten. Zumindest das ist Dijsselbloem bisher auch halbwegs gelungen.
EBO