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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Phrase zum Schmunzeln

■ betr.: „Wem nützt die Wissenschaft?“, taz vom 17. 2. 15

Schmunzeln musste ich bei der Phrase, der beispielhaft genannte Professor dürfe „nur 9 statt 18 Wochenstunden“ lehren. Erst mal sind 9 Semesterwochenstunden (SWS) die normale Lehrverpflichtung eines ordentlichen Hochschulprofessors, der ja auch noch andere Dinge tun muss. 18 SWS gibt es nur bei explizit Lehrbeauftragten, und das ist auch für die ein kaum schaffbares Pensum. Wichtiger aber: Die allermeisten Professoren wären „dankbar“, wenn ihre Lehrverpflichtung reduziert würde, weil dann mehr Zeit für Forschung bleibt, und das ist immer noch der Teil, den die meisten lieber machen. Solche Reduzierungen sind gesetzlich für bestimmte Perioden vorgesehen und nicht unnormal.

Darüber hinaus: Die 6,8 Milliarden Euro stammen nicht nur von Wirtschaft und öffentlichen Forschungseinrichtungen, sondern dazu werden auch alle Mittel gezählt, die die DFG – also die „normale“ öffentliche Forschungsförderungsgesellschaft – und die EU-Kommission – ebenfalls eine öffentliche Stelle – verteilen. Die Wirtschaft steuert „nur“ 20 Prozent bei. Das ist nicht unerheblich, aber schon eine ganz andere Nummer und auch eine ganz andere Aussage.INGO LÜTKEBOHLE, Renningen

Ob die Fakten stimmen?

■ betr.: „Das Geld des Geistes“, taz vom 14. 2. 15

In dem Artikel geht einiges durcheinander. Der Unterschied zwischen Gebrauchs- und Tauschwert sollte bekannt sein. Dass nun alles mit gleichem Tauschwert homogen sei, obendrein langweilig und nicht kommuniziert werde, ist kein zulässiger Schluss aus dieser altbekannten begrifflichen Trennung. Ob die Fakten stimmen? Welcher Sonderforschungsbereich kostet 70 Millionen Euro?! Und wieso wird bei der gründlichen Begutachtung der Deutschen Forschungsgemeinschaft keine wissenschaftliche Qualität und Relevanz geprüft? Ebenso wie bei den guten Zeitschriften? Inwiefern spielt es keine Rolle, was dort publiziert wird?

Gremiensitzungen kenne ich von der Fakultät, aber gerade nicht von den Forschungsprojekten! Ich kann mir niemanden vorstellen, der aus Geldbesessenheit die Anstrengungen der Forschung in einem Sonderforschungsbereich auf sich nimmt – dies geht nur mit Begeisterung für ein leitendes Erkenntnisinteresse. Der Autor bleibt jeden Beleg schuldig, dass die Ergebnisse von Sonderforschungsbereichen uninteressant sind. Überhaupt fehlt seinen Wertungen („langweilig“, „nicht originell“, „nutzlos“, „uninteressant“, „geistlos“) jede Begriffsklärung. Schade! KATHARINA MORIK, Dortmund

Prächtige Ergänzungen

■ betr.: „Die Pokerrunde“ (Ulrike Herrmann), „Über deutsche Halbwahrheiten“ (Niels Kadritzke), taz vom 18. 2. 15

Das Beste, was ich zu Griechenland gelesen und gehört habe, sind neben der sehr informativen Analyse von Ulrike Herrmann die Artikel von Niels Kadritzke! Dafür sei gedankt!

Wohltuend heben sich diese Beiträge ab von der verbreiteten Hetze gegen „die Griechen“, hinter der sich auch zum Teil rassistische Haltungen verbergen. Der Neokolonialismus der „Troika“ und der hinter ihr stehenden Finanzmächte sowie die korrupten Familienclans in Griechenland, die den Staatsapparat okkupiert haben, ergänzen sich ja prächtig. JÜRGEN CRUMMENERL, Köln

Da schweigen die ganz Schlauen

■ betr.: „Gefährliches Spiel mit Maximalforderungen“, Kommentar von Ulrike Herrmann, taz vom 18. 2. 15

In der vorige Woche war die europaweite Premiere des Films „Wer rettet wen?“. Dieser großartige, aber auch gleichzeitig sehr bedrückende Film zeigt all denen, die sich kein Bild machen können vom griechischen Alltag, dass die vier Grundrechenarten nicht genügen, um dem Land angemessen zu helfen. Einfache Mathematik ist aber ausreichend, um Zusammenhänge zwischen Schulden und Privatvermögen zu erklären und um die Exponentialfunktion zu verstehen. Dann erkennt man auch parallele Entwicklungen in so unterschiedlichen Ländern wie Griechenland und Deutschland. Wir leben in einer Union, EU genannt, und dennoch driften Mitgliedsländer so dramatisch auseinander. Alexis Tsipras ist ein Glücksfall für die EU. Man stelle sich vor, Antonis Samaras würde weiterregieren … Es führt kein Weg vorbei an linker Politik, um dem exponentiell wachsenden Reichtum in Schritten ein Ende zu setzen, nicht nur in Europa. Wie sonst überhaupt sollen Schuldenberge denn abgebaut werden? Da schweigen die ganz Schlauen, ist ja auch zu maximal.DIETER STOMPE, Erfurt

Karikierte „Altmahner“

■ betr.: „Grüne Vollmer teilt Grass’ Sorge“, taz vom 18. 2. 15

Eine Kriegsgefahr werde beschworen von Menschen, die man als hysterische und quäkende „Altmahner“ karikieren kann? Hysterisch ist, wer das Gefühl hat, Konflikte eskalieren weiter und den Mächtigen fallen nur militärische „Antworten“ ein? Über Waffenlieferungen an die Kiewer Regierung denken nur einige Republikaner in Washington und einige isolierte Spinner innerhalb der deutschen Medien- und Politikwelt nach? Wie? Wer? – Zum Beispiel Marieluise Beck von den Grünen und Dominic Johnson von der taz? Na dann, dann bräuchten wir intelligente Satiriker noch und noch! Oder?HANS STEIH, Kleve