: Intellektueller Guerillero
Während andere darüber nachdachten, Brücken in die Luft zu jagen, soll er politische Fachliteratur gelesen haben. So rebellenromantisch könnte man Cano beschreiben, der zu Lebzeiten zu über 300 Jahre Gefängnis verurteilt worden ist. Der Guerilla-Chef der Farc, Guillermo León Sáenz alias Alfonso Cano kam am Freitag bei einem Feuergefecht ums Leben.
Guillermo León Sáenz wird am 22. Juli 1948 in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá als fünftes von sieben Geschwistern geboren. Die Familie, der Vater Agrarwissenschaftler, die Mutter Lehrerin, gehört zur oberen Mittelschicht. In den 1970er Jahren studiert León Anthropologie an der Universidad Nacional und nähert sich über sein Engagement bei der kommunistischen Jugend der Guerilla an. Die schätzt sein intellektuelles Vermögen und sein diszipliniertes Verhalten. Wiederholt lädt sie ihn zu Vorträgen über Marxismus vor den Guerilla-Kämpfern ein.
1981 wird er verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Durch die Amnestie des 1982 gewählten Präsidenten Belisario Betancur kommt er frei. Nach einer kurzen Zeit in Bogotá geht er zur Guerilla in die Berge. Er wird jedoch nicht als Kämpfer an einer der Fronten eingesetzt, sondern kommt in das damalige Kommandantenlager. Zusammen mit den Führungspersonen Jacobo Arenas und Manuel Marulanda nimmt er Mitte der 1980er Jahre an den – am Ende erfolglosen – Friedensverhandlungen mit Präsidenten Betancur teil.
Anfang der 1990er Jahre wird er ins Sekretariat der Farc aufgenommen, dem obersten Gremium der Guerilla. Mit ihm zieht eine neue Generation in die Führungsriege der Farc ein. Sie ist weniger vom bäuerlichen Rebellentum geprägt als vielmehr vom Marxismus-Leninismus.
Nach dem Tod von Marulanda im März 2008 übernimmt er die Farc-Führung. Als 2010 Präsident Juan Manuel Santos antritt, bietet ihm Cano Gespräche an. „Die Regierung will vor dem Land und der Welt verbergen, dass es hier einen komplexen Konflikt soziopolitischer Art gibt“, so Cano damals. Als Teil einer Friedenslösung fordert er eine Landreform und das Ende des militärischen Einflusses der USA. JÜRGEN VOGT
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