: Der Stromverbrauch in Europa sinkt
ENERGIE Mecklenburg-Vorpommern spart am meisten: eine Auswertung des Verbrauchs
Ein kleiner Fortschritt, immerhin: Nachdem der Verbrauch an Strom und anderen Energien jahrzehntelang anstieg, stagnieren die Zahlen in Europa inzwischen oder gehen sogar leicht zurück. Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat nun die neuesten Daten für das Jahr 2013 vorgelegt; danach erreichte der Gesamtenergieverbrauch in den 28 Ländern der Europäischen Union den niedrigsten Wert seit 1994. Und auch der Stromverbrauch in der EU konnte in letzter Zeit Jahr für Jahr leicht reduziert werden. Die Gründe dieser Entwicklung sind vielfältig. Neben der Auslastung der Fabriken spielt auch stets das Wetter eine Rolle, und natürlich machen sich auch Fortschritte bei der Energieeffizienz bemerkbar.
Für Deutschland liegen sogar schon erste Zahlen für 2014 vor: Nach Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen lag der Energieverbrauch um 4,8 Prozent niedriger als im Vorjahr. Betrachtet man alleine den Stromverbrauch in Deutschland, so lag der Rückgang gegenüber 2013 bei 3,8 Prozent. Eine wesentliche Ursache war in diesem Fall die milde Witterung – Wissenschaftler sprechen von der Thermosensibilität der Stromwirtschaft: Mit jedem Grad, um das die Temperatur sinkt, steigt der Verbrauch in Deutschland erfahrungsgemäß um rund 500 Megawatt an. Das ist übrigens ein recht guter Wert, Frankreichs Stromwirtschaft zum Beispiel ist deutlich sensibler; dort schlägt jedes Grad mit satten 2.400 Megawatt zu Buche, woran die weit verbreiteten Elektroheizungen schuld sind.
Rechnet man nun den witterungsbedingten Einfluss heraus, so ist der bereinigte Energieverbrauch in Deutschland 2014 zwar nur um etwa ein Prozent gesunken. Aber gemessen an den Prognosen früherer Jahrzehnte, die von einem stetigen Wachstum des Energieverbrauchs ausgingen, ist auch das durchaus ein Fortschritt. Aus den einzelnen Bundesländern liegen Zahlen zur aktuellen Verbrauchsentwicklung nicht vor, diese sind immer erst mit zwei bis drei Jahren Verzögerung verfügbar.
Die Energieverbräuche der Bundesländer sind strukturell verschieden. Daten des Länderarbeitskreises Energiebilanzen zeigen, dass der Gesamtenergieverbrauch pro Kopf in Berlin am geringsten ist; er liegt nur etwa bei der Hälfte des Bundesmittelwerts. Den höchsten Pro-Kopf-Wert aller Bundesländer erreicht Brandenburg mit gut 150 Prozent des deutschlandweiten Mittelwertes. Niedersachsen liegt ziemlich genau im Durchschnitt, Schleswig-Holstein gut 16 Prozent darunter.
Diese Statistik ist jedoch vor allem durch die Industrieverbräuche bestimmt. Die Frage, wo die Energiesparer der Republik zuhause sind, beantwortet eher eine Auswertung des Haushaltsstromverbrauchs. Hier gewinnt Mecklenburg-Vorpommern, wo die Bürger rund 20 Prozent weniger Strom verbrauchen als der deutsche Durchschnittshaushalt. Auch in Thüringen und Sachsen bleiben die Bürger um zweistellige Prozentzahlen unter dem Bundeswert. Unter den Bundesländern im Westen sind die Baden-Württemberger die sparsamsten. Am oberen Ende der Tabelle stehen die Niedersachsen und die Nordrhein-Westfalen, die im Haushalt jeweils 16 Prozent mehr Strom verbrauchen als der Durchschnittsdeutsche.
Grundsätzlich ist das Einsparpotenzial aber in allen Bundesländern noch groß, denn im Durchschnitt verbraucht jeder Bürger im Haushalt beachtliche 1.700 Kilowattstunden Strom. Bemerkenswert ist auch diese Statistik: Kunden der Ökostromversorger sind deutschlandweit deutlich sparsamer – sie verbrauchen im Mittel 20 bis 30 Prozent weniger als „Normalstrom-Kunden“. BERNWARD JANZING