: Alles pink am Checkpoint Bravo
KUNST Die rosa Schneefräse auf dem Panzersockel war in die Jahre gekommen. Jetzt wurde sie saniert
KÜNSTLER HAISCH ÜBER DIE FARBE ROSA
Als die sowjetischen Streitkräfte nach dem Mauerfall ihren historischen Panzer vom Grenzübergang Drewitz-Dreilinden entfernten, wollte Eckhart Haisch das nicht einfach so hinnehmen. „Es muss etwas bleiben, was auf die Geschichte hinweist“, habe er sich gedacht, erinnert sich der Berliner Aktionskünstler. Kurzerhand schuf er aus einer alten Schneefräse einen Ersatz, der in den vergangenen 19 Jahren auf dem verwaisten Sockel stand. Nun wurde die Maschine saniert und soll am heutigen Dienstag wieder der Öffentlichkeit übergeben werden.
An der Autobahnauffahrt Potsdam-Babelsberg habe er die verlassene Schneefräse entdeckt, erzählt Haisch. Er habe sie künstlerisch „auffrisiert“ und auf den Platz gestellt, wo jahrelang das Panzermodell T 34 stand. Der erinnerte an die Vereinigung der 1. Belorussischen mit der 1. Ukrainischen Front beim Kampf um Berlin im April 1945. Am Morgen des 28. März 1993 strahlte den Autofahrern stattdessen eine rosarote Schneefräse entgegen.
In den vergangenen Jahren verkam das Denkmal jedoch zunehmend. Es wurde bis zur Unkenntlichkeit beschmiert, der Standort verwilderte, letztlich verschwand es ganz hinter einer Lärmschutzwand aus dem Blickfeld. In der Gemeinde Kleinmachnow, zu deren Gebiet der damalige Grenzübergang Checkpoint Bravo heute gehört, führte dies immer wieder zu Diskussionen. Ein Ende fanden diese im vergangenen März, als die Gemeindevertreter beschlossen, das Denkmal zu sanieren.
„Haufen Schrott im Wald“
Zwar gab es auch Ablehnung. So verstand etwa der CDU-Gemeindevertreter Bernd Krüger eigenen Worten zufolge nicht, „warum ein Haufen Schrott im Wald saniert werden soll“. Aber die Mehrheit der Kleinmachnower Volksvertreter war sich einig, dass die Schneefräse ihre Berechtigung hat. „Sie steht für die Möglichkeit, Unterdrückung zu überwinden“, meint Gemeindevertreter Roland Templin von der Initiative „Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow“.
71.000 Euro hat die Restaurierung der Schneefräse gekostet. Das Land Brandenburg und die Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH (BVVG) als bisherige Eigentümerin des Denkmals beteiligten sich mit je 23.000 Euro. Den Rest finanzierte die Gemeinde, die zudem von der BVVG das Denkmal zur künftigen Pflege übertragen bekommt.
Auch Eckhart Haisch wird bei dem feierlichen Akt dabei sein. Bei der Sanierung hat der 71-Jährige mit seiner Expertise geholfen – schließlich kennt keiner besser als er den originalen Zustand der Schneefräse und ihre Umwandlung zum Denkmal.
Die märkischen Denkmalpfleger sahen, so zitiert Haisch aus der damaligen Begründung zum Denkmalstatus, in der Schneefräse eine Anknüpfung an „international bedeutende Aktionen ähnlicher Art“ wie die rosa Bemalung eines sowjetischen Panzers auf dem Prager Wenzelsplatz. Haisch sagt, er hätte Rosa gewählt, weil es „knallig, frech, etwas Lustiges und Freudiges ist“. Daran habe sich nichts geändert.
Als Pendant des alten Grenzturms, der direkt gegenüber auf der anderen Seite der A 115 im Europark an die einstige Grenzkontrollstelle erinnert, sei das Denkmal doch „ein schöner Ausdruck wechselvoller Geschichte“.
PETER KÖNNICKE, DAPD