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: Die Vorfahrinnen hörbar gemacht

Eine andere Familiengeschichte: Christina von Braun liest aus „Stille Post“

Die „offiziellen“ Erinnerungen, schreibt Christina von Braun gleich zu Beginn, seien bei ihrem Bruder gelandet, „dem Stammhalter“: Etwa der vom Großvater recherchierte Stammbaum, den „meine Großmutter in ein prächtiges Aquarell übertragen hatte“. Ihr dagegen, fährt sie fort, habe die Verwandtschaft all die „inoffiziellen“ Erinnerungen zugeschoben: die Tagebücher, Briefe und Papiere der Frauen.

Durchaus exemplarisch: Die große Geschichte wird von Männern gemacht – im Falle der von Brauns waren es Hitlers Diplomaten und Wunderwaffenforscher, in deren Lebensläufen sich deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Diese Männer haben durchweg „richtige“ Memoiren veröffentlicht. Dagegen bleiben die Zeugnisse und Hinterlassenschaften der Frauen im Rang des Privaten. Dieser Spur von Erinnerung folgend, hat die Filmemacherin, Publizistin und Kulturwissenschaftlerin eine „eine andere Familiengeschichte“ geschrieben.

Im Zentrum steht die Annäherung Christina von Brauns an ihre Großmutter mütterlicherseits, eine Frauenrechtlerin der Zwischenkriegszeit, die schließlich als angebliche kommunistische Widerständlerin in Polizeihaft umkam. Ihr widmet die Autorin immer wieder Briefe, die ihre Adressatin freilich nie erreichen sollten. ALDI

20 Uhr, Curio-Haus. Es moderiert die Psychoanalytikerin Gabriele Teckentrup