GEHT’S NOCH?
: Nichts sagen, nichts tun

KRIMINELLE ERBEUTEN BEI EINEM DIGITALEN BANKRAUB EINE MILLIARDE US-DOLLAR

Eine Milliarde US-Dollar. Zu Hochzeiten der Finanzkrise hätte die Zahl alleine niemanden aufgeregt, schließlich verschwanden damals alle paar Tage weit höhere Summen in irgendwelchen schwarzen Löchern. Aber um die Finanzkrise ist es ruhig geworden, und eine Milliarde kann wieder Menschen aufregen. Vor allem, wenn das Geld nicht durch Spekulation verbrannt, sondern von Kriminellen entwendet wurde, bei einem Bankraub. Und – so was aber auch – nicht bei einem klassischen Bankraub mit Strumpfmaske und Pistole, sondern einem digitalen. E-Mails mit Schadsoftware. Manipulierte Rechner. Zugriff auf die Videoüberwachung. So geht Bankraub heute.

Jetzt könnte man – im Gegensatz zur Finanzkrise – fast Mitleid mit den Banken bekommen. Diese böse neue digitale Welt: alles so kompliziert geworden. Wer soll denn ahnen, dass Hacker Geldautomaten so umprogrammieren, dass sie auf einmal deutlich größere Scheine ausspucken, als auf dem Display steht?

Doch, es gibt den ein oder anderen, der das ahnen sollte, und zwar bei den Banken selbst. Nur haben viele Institute anscheinend kein großes Interesse daran, ihre Systeme vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Das zeigt schon das Beispiel Onlinebanking. Man könnte die Verschlüsselung stets auf den aktuellsten Stand bringen, den Nutzern gute Authentifizierungssysteme schmackhaft machen und ihnen nicht noch die Kosten dafür aufdrücken. Schließlich ist es im Interesse der Banken, dass kein Geld verloren geht. Oder?

Wenn es billiger ist, die Folgen von Betrug – dessen Konsequenzen auch die Kunden tragen – als Verlust zu buchen, als ihn zu verhindern, kann etwas nicht stimmen. Kein Wunder, dass Onlinebanking mittlerweile als heikel gilt. Dabei ist das gute alte Überweisungsformular keineswegs sicherer – das weiß jeder, der als Schüler schon mal die Unterschrift der Eltern gefälscht hat.

Doch statt in ihre digitale Infrastruktur zu investieren, kehren Banken das Ganze lieber so gut wie möglich unter den Teppich. Eine Taktik, die nie lange gut geht. SVENJA BERGT