: AStA gegen Burschenschaftsabend
Studentenvertreter fordern Geschichtsprofessor auf, seinen Vortrag bei rechtslastigen Verbindungen abzusagen
Der AStA der Theodor-Lessing-Universität hat Proteste gegen eine Veranstaltung der rechtslastigen Deutschen Burschenschaft (DB) heute Abend in Hannover angemeldet. Weil die Burschenschaftsvereinigung in Erwartung möglicher Proteste den genauen Ort geheim hält, soll vor den Häusern zweier Mitgliedsburschenschaften demonstriert werden – der Germania und der Arminia. Der AStA hat außerdem den Gastreferenten Professor Hans-Georg Aschoff gebeten, seinen Vortrag zu „Repression und Aufbruch vom Vormärz bis zur Revolution 1848“ abzusagen. „Darüber möchte ich mich nicht äußern“, sagte Aschoff der taz.
Vor dem Wochenende hatte der AStA den Historiker über die örtliche DB informiert, in der sich die drei rechten Verbindungen Germania, Ghibellinia-Leipzig und Arminia zusammengeschlossen haben. „Unserer Bitte abzusagen, kam Professor Aschoff nicht nach“, berichtet Svenja Berger von der Offenen Antifa der Universität, die zusammen mit dem AStA die Kundgebung veranstaltet. „Wir warnten davor, dass solche Burschenschaften anerkannte Gastredner nutzen, um sich als seriös und demokratisch darzustellen“, sagt Berger – gänzlich unabhängig davon, welche Positionen der Gast vortrage.
Das Thema des „Burschenschaftlichen Abends der örtlichen Burschenschaften in der DB“ (ÖBBA) berührt das Geschichtsverständnis der studentischen Verbindungen. Gerne stellen sie sich als „erste Demokraten“ dar. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts seien sie aber nationalistisch ausgerichtet gewesen, sagt Berger und erinnert daran, dass beim Wartburg-Fest 1817 „undeutsche Bücher“ verbrannt worden seien.
In den Grundsätzen des DB findet sich heute noch das Bekenntnis „zum deutschen Vaterland“ und zum Volk als eine Gemeinschaft, die „durch gleiches geschichtliches Schicksal, gleiche Kultur, verwandtes Brauchtum und gleiche Sprache verbunden ist“.
Pflicht sei die Entfaltung des „deutschen Volkstums“, auch „unabhängig von staatlichen Grenzen“. Zu den 120 Verbindungen in der DB gehören auch österreichische Burschenschaften. Die Germania plante denn auch mal einen ÖBBA zu den „Korrekturchancen der Oder-Neiße-Linie nach 1945“. Bei einzelnen DB-Burschenschaften bestehen rechtsextreme Kontakte bis zur NPD.
Schon mehrere angefragte Referenten sagten in Hannover nach Nachfragen ab. Nicht immer seien die Hintergründe bekannt, berichtet Berger. Nein sagten Martin Kind, Geschäftsführer vom Kind-Hörgeräte, und Professor Jörg Detlef Kühne von der juristischen Fakultät. Vielleicht sage der Historiker Aschoff ja auch noch ab, hofft der AStA. ANDREAS SPEIT