Die Erfinderin des Einheitsdonuts

Bernadette Boebel, 25, hat ein Denkmal zur deutschen Einheit entworfen, das manche an einen Donut erinnert, andere an eine Nudel. Am Freitag debattiert der Bundestag über das Thema FOTO: ARCHIV

Den Mauerfall hat Bernadette Boebel im Fernsehen gesehen, sieben Jahre alt war sie damals und wusste nur: Da passiert weit weg von ihrer Heimatstadt Karlsruhe etwas Wichtiges.

18 Jahre später hat die Kommunikationsdesign-Studentin den ersten Preis bei einem Wettbewerb der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gewonnen. Ausgezeichnet wird ihr Entwurf für ein Einheitsdenkmal in Berlin: ein großer geteilter Metallring, den der Betrachter je nach Blickwinkel geteilt oder vereinigt sieht. Dem Entwurf hat das in Online-Foren Vergleiche mit einem „durchgeschnittenen Donut“ oder „halbringförmigen Nudeln“ eingebracht. Ergänzt wird der Vorschlag durch im Boden eingelassene Platten, die Stationen der deutsch-deutschen Geschichte beschreiben: Den Aufstand vom 17. Juni 1953, den Mauerbau am 13. August 1963, den Mauerfall am 9. November 1989 und die Vereinigung am 3. Oktober 1990. Ob und wo Boebels Werk irgendwann aufgestellt wird, ist aber offen.

Am kommenden Freitag, dem 18. Jahrestag des Mauerfalls, befasst sich der Bundestag zum ersten Mal mit dem Bau eines „Denkmals der Freiheit und Einheit Deutschlands“. Die Details sind noch offen, zu klären ist etwa die Frage, ob an die Vereinigung erinnert werden soll oder den Mauerfall. Klar ist, dass das Denkmal „in der Mitte Berlins errichtet werden“ soll, wie es in einem Antrag von Union und SPD heißt – heftiger Kritik von Teilen der Grünen und der Linken zum Trotz, die das Denkmal lieber in Leipzig sähen, wo im Oktober 1989 die Wende ihren Anfang nahm.

Dass das Denkmal in Boebels Form umgesetzt wird, gilt als weitgehend ausgeschlossen, wie Koalitionskreise bestätigen – Preis hin, Preis her. Sollte der Bundestag am Ende ein Konzept auf den Weg bringen, wird ein Wettbewerb ausgelobt. Ihre Chancen bei einem solchen Wettbewerb schätzt Boebel, die noch eineinhalb Jahre studieren muss, realistisch ein: „Ich weiß noch nicht einmal, ob ich da überhaupt teilnehmen darf“, sagt die 25-Jährige.

Mit Denkmälern hatte Boebel bisher wenig zu tun. Der Entwurf habe „sich so gefügt“, sagt Boebel – wie die Wende eben. Oder ihre Projekte davor. Vor zwei Jahren hat sie ein Kinderbuch auf den Markt gebracht. „Wenn Raketen träumen“ heißt es und soll Kids das Abc beibringen an Wortbeispielen wie „Coladurst“ oder „Eselsschweiß“.

Für Boebel ist die Hauptsache, dass es am Ende überhaupt ein Denkmal gibt. Denn, so sagt sie, freudige Ereignisse würden oft weniger wahrgenommen als schreckliche. Und freudig war die Wende aus ihrer Sicht allemal. Auch wenn sie sich an die Ereignisse kaum erinnern kann. WOLF SCHMIDT