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Dass es sich bei Folk und Punk um zwei völlig unterschiedliche ästhetische Ansätze und Stile handelt, ist ein weit verbreiteter Irrglaube, den die sechs New Yorker Outlaw-Weirdos von O’Death in dieser Stadt bereits im Juli lautstark wiederlegt haben. Heute Abend schmeißen sie im Westwerk wieder „old civil war gospel, appalachian mountain music, sweet melodies, punk energy, whiskey, emmet otter’s jug-band christmas“ in einen großen Topf und garnieren das Ganze mit Gitarren, Banjos, Ukulelen, Streichern, Schellenkränzen, der rasselnd Freude- und Klagelieder brüllenden Stimme von Sänger Greg Jamie und allerhand anderem scheppernden Zeug. Vor dieser wilden Mischung dürften sich Tom Waits, die „Rednex“ und die „Pogues“ genauso tief verneigen wie seit ein paar Jahren die Brooklyner und nun auch die Hamburger Sensenfrauen und -männer. Wer an der Kasse übrigens errät, woher der Name stammt, bekommt gleich einen „Drink des Todes“ in die Hand gedrückt. Tip: Es hat was mit heißgeliebten revolutionären Schätzen zu tun.

Nicht minder verschroben ist auch der zweite Act heute Abend. Die ebenfalls aus New York stammenden The Dirty Projectors sind ein Projekt des wahnsinnigen David Longstreth, vor dem die meisten populären VertreterInnen des New Weird America in puncto Originalität und Freiheit blass und langweilig erscheinen. Zuletzt hat das Quartett die 1981er-„Damaged“-Platte von „Black Flag“, nun ja, erinnert. Denn angehört hat sich den Hardcore-Punk-Meilenstein niemand mehr. Stattdessen hat man sich auf Longstreths Gedächtnis verlassen. Was dabei herausgekommen ist, ist eher eine Wiedererweckung als eine Coverplatte. O’Death + Dirty Projectors: Do, 8. 11., 21 Uhr, Westwerk Am Montag bringt der Hamburger MusikerInnen-Zusammenschluss „Surplus“ die kalifornischen Experimental-Punks Experimental Dental School und die Hamburger Post-Hardcore-Formation fuo auf die Bühne. Während die Durchreisenden sich einem mal mehr, mal weniger wirren Raumschiffeffekt-Gitarren- und Casio-Orgel-Massaker hingeben, legen die Einheimischen die Betonung nach mitunter jahrelangem Dienst in Knüppelkombos unüberhörbar auf leise und filigrane Vibraphon-Töne. Experimental Dental School + fuo: Mo, 12. 11., 21.45 Uhr, Fundbureau ROBERT MATTHIES