: Wolf Biermann greift die Linkspartei an
75. GEBURTSTAG Loest nennt Biermann „ganz wichtige“ Persönlichkeit des Widerstands in der DDR
BERLIN/HAMBURG/HALLE epd | Der 1976 aus der DDR ausgebürgerte Liedermacher Wolf Biermann hat seine Kritik an der Linkspartei nochmals verschärft. „Für mich sind das die Erben der Nomenklatura, die den Raub aus Jahrzehnten auf die Seite geschafft haben bis heute“, sagte der Künstler in einer am Dienstag in Berlin zu seinem 75. Geburtstag ausgestrahlten rbb-Fernsehsendung.
„Es ist sehr schwierig, Verbrechen zu verzeihen, die geleugnet werden, die aggressiv geleugnet werden.“ Dies könne „man weder sich antun noch der Menschheit“, fügte Biermann hinzu.
Der Schriftsteller und frühere DDR-Oppositionelle Erich Loest hat Biermann an dessen 75. Geburtstag als „ganz wichtige“ Persönlichkeit des Widerstands in der DDR gewürdigt. Loest sagte am Dienstag dem Radiosender MDR Info in Halle, Biermann gehöre zu denjenigen, „die den Widerstand möglich gemacht haben und auch angefacht haben“. Das Besondere an Biermann sei, „dass er Wahrheiten aussprach, die wir alle fühlten, die manche auszusprechen wagten, die manche zu denken wagten“, sagte Loest, der auch unter den Pseudonymen Hans Walldorf und Waldemar Naß schreib. Da habe Biermann vielen im Bewusstsein „auf die Sprünge geholfen“. Es sei sein Verdienst, dass er es geschafft habe, „eine ganze Generation von jungen Leuten sensibilisiert zu haben“.
Zahlreiche Politiker, darunter auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), hatten Biermann bereits vorab gratuliert. Der als Sohn kommunistischer Eltern in Hamburg am 15. November 1936 geborene Biermann war als Schüler freiwillig in die DDR umgesiedelt. Zwei Jahre nach dem Mauerbau wollte er Mitglied in der SED werden, die den Antrag aber ablehnte.
Nach einem legendären Konzert in Köln im November 1976, mit dem er ein zwölfjähriges Auftrittsverbot der DDR-Behörden durchbrach, wurde Biermann „wegen Verletzung staatsbürgerlicher Pflichten“ ausgebürgert. Seitdem lebt der Liedermacher wieder in seiner Geburtsstadt Hamburg.
2007 hatte der von der SPD und der Linkspartei geführte Berliner Senat ihm die Ehrenbürgerwürde erst nach heftigen Auseinandersetzungen verliehen.