heute in bremen : Das Grauen: zersetzte Trägerschichten
Die internationale Vereinigung der Schall- und audiovisuellen Archive tagt
taz: Wenn über 60 Musik-Archivare aufeinander treffen nimmt das Fachsimpeln kein Ende, oder?
Ulrich Duve, Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik: In der Tat, es ist ja eine Fachtagung. Wir beschäftigen uns diesmal schwerpunktmäßig mit dem dem Thema Sammlungen, insbesondere mit dem angemessenen Umgang mit Nachlässen.
Außerdem wird bestimmt die Unverwüstlichkeit der Vinylplatte beschworen?
Als die CDs eingeführt wurden, galten sie als Medium für die Ewigkeit – das ist aber absolut falsch. Wir haben jetzt schon Editionen aus den 90ern, die nicht mehr gelesen werden können, weil sich die Trägerschichten zersetzen. Bei Vinyl hingegen muss man nur aufpassen, dass sie in der Sonne nicht zu weich werden. Und Schellack darf halt nicht auf den Boden fallen. Dann halten sie aber.
Findet der Zugriff auf Ihre 90.000 Tonträger hauptsächlich im Internet statt, oder haben Sie auch Laufkundschaft?
Die Interessenten melden sich hauptsächlich online, da haben wir an die 25.000 Zugriffe im Monat. Ansonsten nutzen uns vor allem die Studierenden der Hochschule für Künste in der Dechanatstraße, wo wir ja unseren Sitz haben.
Bekannter als Ihr Archiv ist Klaus Kuhnke selbst – durch den „Baggerführer Willibald“.
Das kann schon sein. Aber Kuhnke war eben nicht nur Herausgeber von Kinderliedern, sondern auch ein sehr engagierter Sammler und Musikjournalist. Das Material zur 100-teiligen Radioreihe „Roll Over Beethoven“, die er zusammen mit Peter Schulze und Manfred Miller produziert hat, war praktisch der Grundstock unseres Archivs.
Fragen: Henning Bleyl