: Alternativen zur aktiven Sterbehilfe
betr.: „Die Schweiz ist weit weg – ‚Ich will nicht dahinsiechen‘, sagt mein todkranker Sohn. ‚Ich werde dich unterstützen‘, sage ich. Aber Sterbehilfe ist in Deutschland illegal“, taz mag vom 27. 10. 07
Sehr geehrte Frau Lang-Lendorff, ich habe Ihren Beitrag mit einer erheblichen Mischung aus Gefühlen gelesen. Bereits die Überschrift macht klar, auf welcher Ebene er sich bewegt. Dennoch hatte ich die Hoffnung, eine gute Recherche als Hintergrund zu wissen und damit die Möglichkeit, alternative Wege zu beschreiben. Auf ein polemisches, medizinisch unrichtiges Ende war ich allerdings nicht gefasst.
Ich begreife nicht, wie Sie erwähnen können, dass die Mutter Therapeutin und Trauerbegleiterin ist und dann so schreiben, als wäre das nie eine Hilfe gewesen. Außerdem Therapeutin von was? Psychotherapeutin, Gestalt-, Musik-, Tanztherapeutin? Die Familie hatte oder hat so viele Ressourcen, dass es ein Jammer ist, wie Sie die Problematik des Falles darstellen.
Sicher ist es auch eine Frage der medizinischen Betreuung, wie ein Patient aufgefangen wird. Fehler wurden in Ihrem Fallbeispiel anscheinend gemacht. Aber der Weg in ein Hospiz wurde gefunden. Also warum dieser Endsatz: „Mein Sohn ist verhungert. Ich hätte ihm diese letzten Qualen so gern erspart.“? Das Hospiz war eine Station. Schon von daher wäre es gangbar gewesen, Alternativen aufzuzeigen. Oder? Vor allem in Bezug auf aktive Sterbehilfe. Kennen Sie den Ablauf des Kontaktes und die Begleitung durch Dignitas?
Sollten Sie nicht vielleicht mal über Palliativmedizin [schmerzlindernde im Gegensatz zur heilenden Medizin; d. Red.] schreiben? In ganz Deutschland, gerade auch in Berlin, gibt es Ärzte, Pflegende und Ehrenamtliche, die ein Netzwerk für Palliativpatienten aufbauen. Auch Trauerbegleitung wird zunehmend verbessert. Sterbehilfe war schon oft Thema in der taz. Aber die Welt hat sich weitergedreht. Auch der Gesetzgeber hat die palliativmedizinische Versorgung nun als grundlegendes Anrecht verankert. ASTRID BITSCHNAU, Brühl
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