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Archiv-Artikel

WENIGER HEMMUNGEN Urlaubsbrüste

Berlin-Besuch ist anstrengend, trotz Kaffee ans Bett

Als ich aufwache, sehe ich nackte Brüste, und es sind nicht die meiner Partnerin. Ich reibe mir die Augen, aber die Brüste sind immer noch da. Nur habe ich nicht super geträumt, sondern Besuch, und der steht jetzt obenrum nackt vor meinem Bett.

„Kaffee?“ Sie reicht mir die Tasse. „Du schläfst ja ewig.“

„Ja“, sage ich und setze mich auf. „Tu ich.“

Vielleicht klinge ich grummelig, denn auf einmal verteidigt sie sich: „Ich hab angeklopft. Hast du gehört?“ „Nee“, sage ich. „Aber egal. Kaffee ans Bett ist immer klasse.“ „Dann trink mal schneller“, sagt sie. „Mir ist langweilig.“ Ich überlege, ob sie deshalb obenrum nackt vor mir steht, aber bevor ich das fragen kann, fragt sie: „Und was machen wir heute?“ „Frühstücken erst mal“, versuche ich Zeit zu gewinnen. Aber die lässt sie mir nicht. „Und dann?“ – „Keine Ahnung. Ein bisschen arbeiten müsste ich.“ – „Langweilig!“ – „Denk ich nicht“, sag ich, und für mich ist es das auch nicht, sonst würde ich was anderes arbeiten. Aber von außen sieht das vielleicht langweilig aus: ich vorm Computer, wie ich so starre, auf den Bildschirm und auch mal an ihm vorbei, ab und zu tippen, dann wieder starren. Ganz genau zugesehen hat sie mir gestern dabei, denn alleine rausgehen wollte sie nicht. Ich weiß schon, warum ich Berlin-Besuch anstrengend finde, trotz Kaffee ans Bett und Nacktbrusteinlage. Aber wo ich grad denke an die, frage ich jetzt doch: „Warum läufst’n du oben ohne rum?“ Sie zuckt mit den Schultern. „Wegen den Nachbarn. Die kennen mich nicht.“

„Ach so“, sage ich und obwohl ich das nicht kapiere, habe ich plötzlich die Lösung parat. Ich zeige auf das Fenster. „Dann stell dich doch dahin, extra, genieß es! Ich bin dann auch schneller fertig, wenn du woanders hinguckst als immer auf mich.“ Kurz schaut sie beleidigt, aber ich schiebe schnell nach: „Und danach gehen wir raus. Versprochen!“ JOEY JUSCHKA