Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Vor zehn Jahren wurde in der JVA Tegel das Gefangenentheater aufBruch gegründet. Seitdem hat die Truppe in Europas größtem Männergefängnis immer wieder anspruchsvolle Aufführungen präsentiert, von Schillers Räubern bis zu „Räuber.Götz“, der in diesem Sommer nach Motiven von Goethe entstand. Zum Jubiläum am Freitag gibt es jetzt einen Stoff, der sich mit Schuld, Verbrechen und Rache auseinandersetzt wie kaum ein Stoff des europäischen Theaters: „Die Atriden“, an denen sich schon Autoren wie Aischylos, Sophokles, Sartre, Gerhard Hauptmann und Heiner Müller abgearbeitet haben. Karten nur im Vorverkauf, spätestens fünf Tage vor Aufführung, an der Kasse der Volksbühne. Im Hau 1 findet Freitag und Samstag wieder das Festival des nacherzählten Films „Total Recall“ statt. Zehn Minuten müssen den Bewerbern reichen, um einen Film zu erzählen. Und zwar im knallharten Wettbewerb. Am Ende winkt als Publikumspreis die „Silberne Linde“. Im Hau 3 widmet sich ab Donnerstag Werner Kroesinger, Fachmann für dokumentarisches Theater, in seinem „Beirut Report“ der krisengeschüttelten libanesischen Hauptstadt. Von Krisen, die das Individuum beim Blättern im Familienalbum erschüttern können, handelt „No Palm Trees. No Lions. No Monkeys“ von Yvette Coetzee, die sich darin auch mit ihrem Migrationshintergrund befasst: ihre Urgroßeltern kamen aus Hamburg nach Namibia. Der Großvater war Nazi, die Eltern hingen der Apartheid an. Und Yvette zog zurück nach Europa, wo es all die im Titel aufgeführten Herrlichkeiten nicht mehr gibt. Premiere morgen in Berlins Englischem Theater F 40. Am Donnerstag kommt es im Berliner Ensemble auch zur Uraufführung des letzten Stücks des im Juli verstorbenen George Tabori. „Pffft oder der letzte Tango am Telefon“, gespielt und inszeniert von Martin Wuttke.
„Atriden“: JVA Tegel, ab Fr.
„Total Recall“: Hau 1, Fr. 19.30 Uhr, Sa. 18 Uhr
„Beirut Report“: Hau 3, Do.–Mo.
„No Palm Trees. No Lions. No Monkeys“: F 40, ab Mi.