: Der Bruchspezialist
KRITIK Wunderschön, aber etwas traurig: Kabarettist Rainald Grebe gibt dem Publikum, was es will
Am Ende spielt Rainald Grebe auch „Brandenburg“. Er hat diese ironische Hymne vor zirka 100 Jahren ersonnen. Sie war sein Durchbruch, weil sie gnadenlos den Wessi-Klischeeblick (Unfalltote, Nazis, Landflucht) bedient – wobei gern überhört wird, dass sie ihn auch parodiert. Er müsste sie langsam leid sein.
Spielt sie aber immer. Als Zugabe. Auch im Musical-Theater, und das ausverkaufte Haus freut’s, weil er und das Orchester der Versöhnung brav das machen, was zu erwarten war. Leider? Das wäre zu hart: Es ist ja alles wunderbar. Auch die neueren Songs sind voller Verse, die rasant ins Leere laufen: „Jeder 2. hat ’ne Galerie. / Jeder 2. macht ’ne Therapie. / Viele machen beides“, heißt es über Großstadtbewohner in „Auf dem Land“ – ein genial-komischer Bruch im Sinnkontinuum. So etwas ist Grebes Spezialität. Aber er traut dem Impuls nicht. Er kokettiert zwar szenisch damit, gibt aber dem Publikum dabei doch die Sicherheit, dass jeder Stolperer gut getimt und gewollt ist. Er macht, was gebucht wurde, und am Ende gibt’s etwas, das bleibt, nämlich „Brandenburg“. Ein bisschen traurig ist das schon. BES