: „Ekelhaftes Potenzial“
DEMO Gegen den Besuch des AfD-Vizes Alexander Gauland in Vegesack formiert sich Protest
■ 32, ist im Landesvorstand der Bremer Linkspartei und im Bündnis gegen Rassismus und Rechtspopulismus aktiv.
taz: Herr Rave, Alexander Gauland forderte im Januar einen Einwanderungsstopp für Menschen aus dem Nahen Osten. Dafür wurde er sogar von Bernd Lucke kritisiert. Ist Gauland selbst für die AfD zu rechts?
Sebastian Rave: Nein, die AfD braucht sowohl den wirtschaftsliberalen als auch den national-konservativen Flügel. Allerdings findet zwischen den Flügeln ein Kampf um Positionen und Posten statt. Der wirtschaftsliberale Flügel hat wohl Angst, zu sehr in die rechte Ecke gestellt zu werden. Dabei geht es auch darum, dass die deutsche Wirtschaft auf qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist.
Ihr Bündnis will mit der Kundgebung vor der Vegesacker „Strandlust“ vor Rassismus warnen. Können die Leute nicht selber nachdenken?
Die Leute vor Ort sollen die Situation natürlich selbst einschätzen. Wir wollen aber eine andere Position darstellen und den Besuchern die abstrusen Äußerungen der AfD und Gaulands klar machen. Die AfD steht völlig zu Recht in der rechten Ecke. Wir wollen davor warnen, dass hier nach unten getreten wird und gegen die Schwächsten der Gesellschaft gehetzt wird.
Wie groß sind die Chancen, dass sich eine neue Rechte in Bremen etabliert?
Es wird hier vielleicht keine Organisation wie Pegida geben, aber ein geradezu ekelhaftes Potenzial ist vorhanden. Bei den rassistischen Mobilisierungen gegen das Flüchtlingsheim in der Rekumer Straße hat die AfD kräftig mitgemischt, Christoph Seidl war einer der Organisatoren und kandidiert jetzt für die AfD zur Bürgerschaftswahl.
Ihr Protest richtet sich auch gegen Islamophobie. Was kann man gegen Islamfeindlichkeit tun?
Man muss vor allem aufklären und den Menschen die Ängste nehmen. Die werden von Rassisten wie Gauland oder Leuten wie Thilo Sarrazin massiv geschürt. Sie betreiben eine Sündenbockpolitik und machen den Islam für gesellschaftliche Probleme verantwortlich, wie Kriminalität, Armut oder Krieg. Wir brauchen stattdessen einen gemeinsamen Kampf von Christen, Muslimen, Juden und Atheisten gegen die politischen und wirtschaftlichen Ursachen dieser Probleme. INTERVIEW: JÖRDIS FRÜCHTENICHT
Kundgebung: ab 18 Uhr, vor dem Hotel Strandlust, beim Fähranleger Vegesack