Rettungshunde für den Euro

ORTSTERMIN Gut in Zeiten der Finanzkrise: Die bayerische Polizei präsentiert Hunde, die Geld erschnüffeln können. Noch besser: Jeder von uns könnte sich solch ein Tier halten

AUS MÜNCHEN MARLENE HALSER

Die bayerische Polizei hat sie. Und wer würde sie nicht gerne sein Eigen nennen? Bento, Balu und Tyson heißen die drei, schwarz-braunen, zugegeben nicht ganz so handzahmen Hunde, und sie können etwas, was derzeit vielen nützen würde: Sie erschnüffeln Geld. Echtes wie falsches, denn offenbar riechen beide gleich, und zwar nach Dokumentenfarben. Man kann damit also auch übel Pech haben.

Am Dienstagnachmittag wurden die drei wertvollen Schnüffler im Lichthof des Bayerischen Innenministeriums in München präsentiert. Während Bento, Balu und Tyson in Rage jaulten – offenbar gefiel ihnen die ausgezeichnete Akustik des Innenhofs –, verwies Innenstaatssekretär Gerhard Eck auf die bereits geleisteten Erfolge des Trios. Über 40-mal waren die „Banknotenhunde“ schon im Einsatz und fanden bisher fast 160.000 Euro Bargeld, erst im September in einer Münchner Wohnung 36.500 Euro auf einen Schlag. Es bleibt ein Rätsel, warum außer der bayerischen Polizei nur noch der Zoll und die Polizei in Rheinland-Pfalz solche Goldstücke haben, wo doch Geld derzeit an allen Ecken und Enden fehlt?

Allen, aber auch wirklich allen könnten Bento, Balu und Tyson gerade nützen. Den Regierungen Griechenlands und Italiens, die haufenweise Geld brauchen. Der EU und damit auch Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, die verzweifelt versuchen, die schwankenden Staaten zu stützen, die die Stabilität der Europäischen Union bedrohen. Denn was passiert denn schließlich mit all dem erschnüffelten Geld, für das es eine Erklärung gibt? Es gehört dem Staat!

Die bayerische Polizei gibt sich indes mal wieder konservativ. „Jetzt gibt es erst mal eine einjährige Pilotierungsphase“, sagt Johann Feichtner, der Leiter der Zentralen Diensthundeschule in Herzogau im Bayerischen Wald, bedächtig. Erst dann wolle man entscheiden, ob noch weitere Geldspürhunde ausgebildet werden sollen. Doch dann sagt er etwas sehr Erfreuliches: „Ja, theoretisch kann man auch als Privatmann einen Hund auf das Suchen von Geld abrichten.“ Vorausgesetzt, man wisse, wie die Ausbildung geht.

Dass das nicht so schwer sein kann, zeigt der weitere Verlauf der Veranstaltung: Denn nun darf der schwarz-braun gestromte Tyson, ein Holländischer Herder, endlich vorführen, was er kann. Es mutet etwas seltsam an, als Polizeihundeführer Andreas Frank im grünen Ganzkörperschutzanzug grob-pantomimisch so tut, als verstecke er etwas. Doch Feichinger beeilt sich zu erklären: „Mit diesem Ritual wird der Hund auf die Suche eingestellt.“ Denn, so Feichinger weiter, auch das Spielzeug des Hundes rieche nach Geld, und somit sei die Suche nach den Scheinen für das Tier nichts anderes als ein Spiel. Dann, auf ein Zeichen des Polizisten, saust Tyson los, schnüffelt blitzschnell und mit euphorisch wedelndem Schwanz an Hauswand und Tür und zwischen den Ritzen eines Lüftungsgitters. Dann plötzlich friert er vor einer leicht geöffneten Klappe mitten in der Bewegung ein. Mit einem Klickgeräusch, das der Hundeführer mithilfe eines Plastikknackfroschs erzeugt, wird Tyson abkommandiert und hopst freudig zum Herrchen, während Feichinger erklärt: „Der Klicker funktioniert klassisch nach Pawlow.“ Das Geräusch allein ist also für den Hund schon zur Belohnung geworden. Dass Feichinger dann auch tatsächlich einige Hundert-Euro-Scheine aus der Klappe befördert, ist dem Hund längst schnuppe. Dass er die Lösung all unserer Geldprobleme sein könnte, vermutlich auch.