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Archiv-Artikel

HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER Auf dem Kiez

Er sieht aus wie ein alter Mann, so wie einige ältere Männer hier in der Gegend, mit Augen, die aussehen als hätten sie Falten darunter, selbst wenn man die Falten nicht erkennen kann. Der Blick ist aufmerksam aber desinteressiert, diese Sorte alter Männer haben manchmal einen Hund dabei, der aussieht wie sie. Genauergenommen sieht er aus wie einer dieser Hunde der alten Männer, ebenso missmutig, ebenso dickleibig, wie ein Jack Russel, der sich durch den einstmals angelegten Park schiebt.

Nur dass er eben kein Hund ist, und auch kein alter Mann; im Park befindet er sich ebenfalls nicht: Der Eichelhäher sitzt im Innenhof, zwischen Holstenwall und Valentinskamp, er sitzt auf einer Balkonbrüstung und schluckt – seinem Namen gemäß – eine große Eichel (oder etwas, was so aussieht) in einem Glucks hinunter; die Eichel verschwindet in seinem Doppelkinn. Nun taucht er im Sturzflug die Häuserflucht hinab, auf die nächste Balkonbrüstung.

Ich trete auf den Balkon. Eine Elster fliegt kreischend davon, gegen den Eichelhäher hatte sie schon nichts ausrichten können und auch der Eichelhäher selbst fühlt sich durch mich gestört, die ich mich über unsere Brüstung lehne und indiskretes Interesse an seinen Geschäften beweise. Mürrisch fliegt er davon, seine schwarze Lederimitatsjacke vergisst er neben dem Blumentopf.