: „Die CDU war beim Thema Einwanderung Avantgarde“
AUFSTIEG Johanna Wanka (CDU) schaffte es von der Bauerntochter zur Bundesbildungsministerin. Jetzt will sie Chancengleichheit für alle. Dazu gehöre auch die Warnung vor Parallelgesellschaften
BERLIN taz | Ihre eigene Biografie liefert das Musterbeispiel eines gelungenen Aufstiegs: Johanna Wanka wuchs auf einem Bauernhof in Sachsen auf und machte nach dem Abi eine Ausbildung zur Agrotechnikerin. „Ich habe im Stall gearbeitet, habe Rüben verzogen, bin also wirklich auf dem Bauernhof groß geworden“, sagt Wanka über ihre Jugend in der DDR. Von der Landwirtin zur Bundesbildungsministerin, keine ganz gewöhnliche Karriere.
Seit Februar 2013 kümmert sich die CDU-Politikerin im Kabinett um Bildung und Forschung. Als Anliegen beschreibt sie im taz-Interview die Förderung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. „Das deutsche Bildungssystem muss Kinder mit Migrationshintergrund noch engagierter fördern.“ Deutschland könne es sich nicht leisten, auf sie zu verzichten.
Die Pisa-Studie belegt, dass Kinder von Migranten Bildungsrückstände immer schneller aufholen, obwohl sie durch das Bildungssystem weiter benachteiligt werden. Sie brechen öfter die Schule ab als Kinder deutscher Eltern, sie schaffen es seltener zum Abitur oder auf die Universität. Wanka sagt: „Meine Idealvorstellung ist, dass jeder in Deutschland das für ihn optimale Ergebnis in der Bildung erreichen kann.“ Und zwar unabhängig vom familiären Background.
Wunschtraum oder ein realistisches Ziel der Bildungspolitik? Es gehört zu Wankas Jobbeschreibung, hier optimistisch zu sein.
Die aktuelle Debatte in der Großen Koalition über ein neues Einwanderungsgesetz betrachtet sie skeptisch. „Ich bin gegen eine Verengung der Diskussion auf diese Frage“, sagt Wanka. Sie halte auch nichts davon, ein Punktesystem wie in Kanada auf Deutschland zu übertragen. „Wir brauchen Lösungen, die auf die deutsche Situation zugeschnitten sind.“ Und die aktuellen Regeln für die Zuwanderung Hochqualifizierter, findet Wanka, funktionierten gut.
Auf ihre eigene Partei lässt sie bei der Einwanderung selbstverständlich nichts kommen. „Die CDU war beim Thema Einwanderung auch Avantgarde.“ Dann verweist sie auf Jörg Schönbohm, ehemals Innenminister Brandenburgs, der schon Ende der 90er Jahre vor Parallelgesellschaften warnte. ALE, US
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