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Archiv-Artikel

Eurogate nicht sehr komfortabel

Hafenbetreiber des Jade-Weser-Ports mahnt schnellen Baubeginn in Wilhelmshaven an: Bremen und Niedersachen sollen über „Beschleunigungsmaßnahmen“ nachdenken. Hafen schwer zu vermarkten

Der Hafenbetreiber Eurogate sorgt sich um den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Die Gesellschafter Bremen und Niedersachsen müssten über „Beschleunigungsmaßnahmen“ nachdenken, damit der Jade-Weser-Port wie vorgesehen 2010 in Betrieb gehe, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Emanuel Schiffer, zur taz. „Wir sind in einer Situation, die nicht sehr komfortabel ist“, so Schiffer mit Blick auf ausstehende Gerichtsentscheide und den Stahlmangel, der einen Baubeginn verzögert.

Eurogate will 350 Millionen Euro in Wilhelmshaven investieren. Die bremisch-hamburgische Logistikfirma benötigt jedoch zwei Jahre, um Terminals, Kräne, Schienen und Büros auf dem Hafengelände zu errichten. Nur bei sofortigem Baubeginn sei die Inbetriebnahme der ersten Liegeplätze für Riesencontainerschiffe noch 2010 zu schaffen, sagt Schiffer. Er fürchtet um eine vertraglich zugesicherte „Vermarktungsverpflichtung“, nach der Eurogate im ersten Jahr der Inbetriebnahme den Umschlag von einer Millionen Standardcontainern in Wilhelmshaven garantiert hat – gut ein Drittel der Gesamtkapazität. „Wenn wir das nicht schaffen, müssen wir dafür bezahlen“, sagt der Eurogate-Chef. Es mache ihn „etwas wehmütig“, einen Hafen bei Reedereien vermarkten zu müssen, ohne genau zu wissen, wann er ans Netz geht.

Gleichzeitig wies Schiffer Spekulationen zurück, die Landesregierungen von Niedersachsen und Bremen hätten 2002 vereinbart, dass Eurogate den Zuschlag bekommt. Das Bundesland Bremen hält Anteile an den Logistikern. Seine Firma habe die europaweite Ausschreibung „nicht gewonnen, weil Herr Scherf und Herr Gabriel etwas miteinander besprochen haben“, so Schiffer. Vielmehr habe sich Eurogate bereits seit 1996 für das Projekt engagiert, das beste Angebot vorgelegt und damit 2006 die Ausschreibung gewonnen. Angeblich hat das Land Bremen den Niedersachsen für die Erteilung der 40-jährigen Betreiberkonzession Zugeständnisse im Gegenwert von 180 Millionen Euro eingeräumt.

Die einstigen Regierungschefs von Bremen und Niedersachsen, Henning Scherf und Sigmar Gabriel (beide SPD), werden heute vom Hafen-Untersuchungsausschuss in Hannover vernommen. Grüne und SPD haben sich gestern zudem darauf geeinigt, mit einen Eilantrag beim Staatsgerichtshof in Bückeburg eine baldige Ausschuss-Aussage des einstigen Hafen-Chefplaners Wolf-Dietmar Starke zu erzwingen. KAI SCHÖNEBERG