: Jukebox
Wissenswertes aus Westdeutschland
Conny Plank!
„Wer ist Conny Plank?“
Conny Plank war unser Mann im Tonstudio. Er hat uns gerettet, er trägt die Kron’. Es heißt, dass sich japanische Techniker vor dem Mischpult verbeugten, an dem Plank gearbeitet hatte. Vor 20 Jahren, am 18. Dezember 1987, verstarb der Toningenieur und Produzent, und das sollte im sonstigen musikalischen Tagesgeschäft nicht vergessen werden, weil Conny Plank der Mann des Vertrauens war, und er vertraute den Musikern, wenn ihm deren Musik nur gefiel. Dann produzierte er schon auch Bands an den Plattenfirmen vorbei. Auf eigene Kosten zuerst.
In späteren Jahren produzierte er Alben von Ultravox, von DAF oder auch Gianna Nannini, und in den Siebzigern konnte man eigentlich kaum einer Platte mit gehaltvoller Musik von einer westdeutschen Band kaufen, auf der nicht der Name von Conny Plank als Toningenieur oder Produzent stand. Auch Kraftwerk half er auf den Weg. Bei denen spielten kurzzeitig Klaus Dinger und Michael Rother, die dann als Neu! drei epochale Platten machten. Plank produzierte. Und Plank stand natürlich wieder im Studio, als Michael Rother sein Solodebüt einspielte, das schon im Titel darauf pochte, dass man hier nicht mehr über die Abraumhalden des Geräuschs staksen wollte wie noch bei Neu! „Flammende Herzen“. Die deutsche Antwort auf die „Tubular Bells“ von Mike Oldfield. Vornehmlich Gitarren und etwas Synthesizer und dazu der sanft durchgeschlagene Puls von Jaki Liebezeit von Can. Eine soghafte, sich keine sehnsüchtige Harmonie verkneifende Musik. Aber es darf doch auch einmal egal sein, dass das natürlich böses Zuckerwerk ist. Macht Karies an den Ohren. Einfach nur Schönklang. Also eher SCHÖNKLANG. Ein Schaumbad, eine Schmusedecke, ein Trost.
Er verkaufte sich prächtig. Mehr als 100.000 Platten gingen damals von „Flammende Herzen“ weg. Rother lieferte Variationen nach. Später geriet er etwas in Vergessenheit, und die ganzen Krautrock-Revivals drehten sich an ihm vorbei. Am Dienstag aber steht er wieder auf der Bühne, und das sogar erstmals nach 30 Jahren wieder mit den beiden Cluster-Musikern Moebius und Roedelius, um gemeinsam ihr Projekt Harmonia – auch so eine Krautrocklegende – zu reanimieren. Zum Auftakt des Worldtronics-Festival im Haus der Kulturen der Welt. Eine Plattform elektronischer Musik weltweit.
Schön wäre es natürlich gewesen, wenn man sie Conny Plank gewidmet hätte. THOMAS MAUCH