Das Thema der Woche

Stinkt Pink?

■ betr.: „Still lovin’ ist“, taz.nord vom 7. / 8. 3. 15

Das ist so ganz richtig und eigentlich das erste Mal, dass ich das höre, dass Feminismus gar nicht alle Frauen vertreten soll/will und Pluralismus aufgrund der unterschiedlichen Lebenserfahrungen/-Einstellungen von Frauen ohnehin angesagt ist. Was dabei nur vergessen wird: Es gibt „Feminismen“, die gesamtgesellschaftlich eher Gehör finden und feministische Einstellungen, die vollkommen untergehen. Auch das bildet soziale Machtstrukturen ab. Ich gehöre zu denen, die zwar einen XX-Chromosomensatz haben, für die der Feminismus unmittelbar aber nie da war (zu wenig weiblich, zu wenig „hilflos“, zu wenig Upper Class). Dann kam Gender, Judith Butler und Queer und Frauen, die vorher immer „weiblich, ‚hilflos‘ & Upper Class genug“ waren, wollten plötzlich alle „zu wenig weiblich, ‚hilflos‘, Upper Class“ sein. Der androgyne Körper kam in Mode und was den „zu wenig weiblich, ‚hilflos‘, Upper Class“-Frauentyp hätte promoten können, wurde zu einem Gekeife & Gezicke. Deshalb empowere ich nur noch meine Freundinnen. Die tun das umgekehrt auch für mich. Da bin ich gar nichts „zu“ und die sind das auch nicht für mich. Shit, wir sind halt nicht alle Freundinnen. Das können wir auch gar nicht sein!  XYZRELOADED, taz.de

■ betr.: „Die Feindin der Farbe Rosa“, taz.nord vom 7. / 8. 3. 15

„‚Mädchen werden abgewertet – über eine Farbe‘, sagt Schmiedel…“ Mag sein, aber die Mädchen fühlen sich aufgewertet. Da haben sie was Eigenes, was nur für sich… Meine Töchter wuchsen in den 1970er-Jahren auf. Da gab es keine Pinkisierung. Heute sind sie erschüttert und suchen verzweifelt unpinke Kleidung für ihre Töchter. Und meine Mädels haben „Männerberufe“ ergriffen. TRAUMATÄNZER, taz.de

■ betr.: „Die Feindin der Farbe Rosa“, taz.nord vom 7. / 8. 3. 15

Pink ist eine tolle Farbe!

Für Markierspray und Warnwesten!

„Rosa Rauschen“ ist ja auch Folter, warum sollte es bei Kinderkleidung anders sein?

Für meine Töchter war und ist Rosa absolut unmöglich, meine Nichte wird damit leider zugemüllt!

Pink = Hirnerweichung, darauf läufts hinaus! KARLM, taz.de

■ betr.: „Die Feindin der Farbe Rosa“, taz.nord vom 7. / 8. 3. 15

Pink ist eine Farbe wie jede andere Farbe auch, fatal ist lediglich die Zuschreibung: Mädchen mögen Pink, während Jungs die Farbe höchstens heimlich mögen dürfen. Neulich im Supermarkt erlebte ich was Dolles. Eine Mutter schickte ihren kleinen, etwa sechsjährigen Sohn, er dürfe sich ein Überraschungsei holen. Als er vor dem Regal an der Kasse stand, rief sie ihm zu: „Aber pass auf, dass du nicht ein rosanes nimmst! Die sind ja für Mädchen!“

Auf der einen Seite, ganz klar, wird das, was als „weiblich“ bezeichnet wird, abgewertet. Andererseits ist mir klar geworden, dass auch Jungen massiv abgewertet werden, wenn sie nicht der (Pseudo!)-Norm entsprechen und Pink mögen. Oder gerne tanzen, oder wenn sie vielleicht weniger draufgängerisch sind und eher ruhiger und sensibler sind. D.h., die Zuschreibung von dem, was als „weiblich“ oder als „männlich“ gilt, schränkt beide Geschlechter ein, wobei Mädchen vielleicht sogar (dank jahrzehntelanger Anstrengung der Frauenbewegung) ein kleines bisschen mehr Wahlfreiheit haben. Mädchen tragen Röcke und Hosen, Schmuck oder nicht – umgekehrt ist das noch nicht vorstellbar.RITA LÖWENHERZ, taz.de

■ betr.: „Die Feindin der Farbe Rosa“, taz.nord vom 7. / 8. 3. 15

Diese Politik des ästhetischen Gestusses, sich an einer Farbe aufzureiben, darauf Herumzureiten, dass, wenn man Pink positiv bewertet, dadurch Mädchen und Frauen abgewertet würden, dass aber, wenn man Pink kritisiert, dadurch vielleicht Schwule diskriminiert würden – das alles geht an der Realität vollkommen vorbei. Als ich klein war ging es eher darum, dass Männer auch mal den Abwasch machen und Jungs ruhig mal weinen dürfen. Es war wichtig, Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die als sozial konstruiert aufgefasst wurden, zu verwischen, wohingegen es jetzt, so scheint es, wichtiger ist, nachzuweisen, dass Unterschiede zwischen den Geschlechtern sehr wohl existieren und im Grunde „natürlich“ sind, dass es darauf ankommt, sich daraufhin abzuklopfen, inwiefern man/frau davon abweicht und deshalb nicht mitmachen muss im Patriarchat. Bullshit! Homo-, Bi- und Transsexualität sind sexuelle Orientierungen/Identitäten, keine sozialen Rollen.  XYZRELOADED, taz.de

Zum Frauentag am 8. März gingen wir der Frage nach, ob es den Feminismus überhaupt geben kann – oder ob die Lage von Frauen dafür nicht zu unterschiedlich ist. Und wir porträtierten die Hamburger Feministin Stevie Schmiedel und ihre Kampagne „Pink stinks“.