Hoffnungsträger auf Abruf

Sein Reflex rettete den Punkt. Als der eingewechselte Frankfurter Edmund Kapllani in der Nachspielzeit allein auf Robin Himmelmann zustürmte und mit einem strammen Schuss aus kurzer Distanz eine erneute Niederlage des FC St. Pauli zu besiegeln schien, da gelang es dem 26-jährigen Torhüter irgendwie, die rechte Hand an den Ball zu bekommen und diesen noch knapp am Pfosten vorbeizulenken. Sekunden später war die Partie beendet und zumindest das 1:1 gerettet. Dank Himmelmann, der bereits nach einer Viertelstunde einen schwer zu haltenden Schuss von Vincenzo Grifo entschärft und damit sein Team vor einem frühen Rückstand bewahrt hatte.

Mit seiner Leistung beim Remis gegen den in diesem Jahr noch unbesiegten FSV Frankfurt verdiente sich Himmelmann das Sonderlob „Das war top!“ von Trainer Ewald Lienen – und fungiert beim Tabellenvorletzten nun immer mehr zum Hoffnungsträger im Abstiegskampf. Eine neue Rolle für Himmelmann. Mehr als zwei Jahre lang hütete Himmelmann meist die Ersatzbank und nicht das Tor, kam am angestammten Keeper Philipp Tschauner nicht vorbei. Erst, als dieser im Abstiegskampf schwächelte, wurde er im vergangenen Dezember durch Himmelmann ersetzt.

Der Torhüter aus der Schalker Nachwuchsschmiede, in der auch Manuel Neuer zum Top-Torhüter heranreifte, steht – zusammen mit den wiedererstarkten Innenverteidigern Sören Gonther und Lasse Sobiech – für eine deutlich verbesserte Defensivarbeit unter Lienen. Kassierten die Hamburger in den ersten 15 Partien mit Tschauner noch 32 Tore, so kamen in den acht Partien, in denen Himmelmann unter Lienen den Kasten hütete, nur sieben weitere Gegentreffer dazu.

Himmelmann ist nicht nur reaktionsschnell, sondern auch fußballerisch stärker als sein Rivale Tschauner, präzise Abschläge und exakte Spieleröffnungen sind sein Markenzeichen. So spricht derzeit viel dafür, das Himmelmann bis auf Weiteres die Nummer 1 im Hamburger Kasten bleibt. Die Frage ist bloß: Wie lange noch?

Robin Himmelmann besitzt zwar noch einen Vertrag bis 2016 beim Hamburger Zweitligisten, doch darin steht dem Vernehmen nach eine Ausstiegsklausel. Sollte er nicht in mindestens 20 Pflichtspielen in dieser Saison zum Einsatz kommen, darf er gehen. Doch bis zum planmäßigen Saisonende kann er es nur noch auf 19 Partien bringen – nur wenn der FC St. Pauli in der Relegation mit Himmelmann zwei weitere Spiele um den Klassenerhalt zittern muss, bleibt der Keeper für ein weiteres Jahr an den Zweitligisten gebunden. Der dann allerdings vielleicht ein Drittligist ist.  MARCO CARINI