: Wir sind Helden
Das sind die 14 Männer, die das schier Unmögliche geschafft haben: Das Star-Ensemble von Real Madrid zu schlagen. Ohne das komplette Mittelfeld, ohne den Stammtorwart, ohne vier Stürmer – aber mit eisernem Willen. Typisch deutsch, wie Madrids Trainer Bernd Schuster hinterher meinte
AARON HUNT
Im ersten Pflichtspiel seit Monaten gelang dem Sorgenkind so gut wie nichts. Fast immer kam er zu spät oder dachte zu langsam. Das größte Sicherheitsrisiko im Team. Beinahe alle wichtigen Ballverluste gingen auf sein Konto. Er spielte wie in Trance. Mutig, dass Thomas Schaaf ihn in der zweiten Halbzeit noch auflaufen ließ. Und dann macht er diesen unglaublich kaltschnäuzigen Siegtreffer zum 3 : 2!
FRANK BAUMANN
Manche meinen, fußballerisch habe der Werder-Kapitän seine besten Tage hinter sich und bekleide das Amt vorwiegend wegen seiner sozialen Kompetenzen. Nun, es ist wahr, er ist kein Torsten Frings und hat gelegentliche Defizite in der Spieleröffnung, aber gegen Real Madrid spielte er in der Defensive eine souveräne Partie, strahlte sogar gelegentlich ein wenig Torgefahr aus.
CLEMENS FRITZ
Der Pechvogel des Tages. Nach wochenlanger Verletzungspause hatte sich der Außenverteidiger gerade wieder ans Team herangekämpft. hatte gerade noch Zeit, mit einem Sololauf auf der rechten Außenbahn das 1 : 0 einzuleiten und damit sein Soll für den Tag zu erfüllen. Dann die Hiobsbotschaft: Muskelprobleme im Oberschenkel. Schon nach sechs Minuten muss er raus. Tošić kommt für ihn in die Partie.
PER MERTESACKER
Der „Lange“ hatte bei weitem nicht seinen besten Tag erwischt. Normalerweise die Zuverlässigkeit selbst, kam er gegen die schnellen Madrider Angreifer von einer Verlegenheit in die andere. Vor Robinhos Ausgleichstor zum 1 : 1 kam er den entscheidenden Schritt zu spät ans Strafraumeck. Aber ist das gegen die „galaktischen“ Supertechniker vielleicht eine Schande?
JURICA VRANJEŠ
Er ist der Lückenbüßer im Werder-Team. Wenn die Edeltechniker im Bremer Mittelfeld fit sind, ist für ihn kein Platz. Und wenn einer ausfällt und er die Vertretung macht, sieht es oft aus, als spiele er auf einem anderen irgendwie schwächer leuchtenden Stern, als seine Kollegen. Spielte gegen Madrid eine Riesen-Partie, machte ungeahnten Druck nach vorne und spielte Präzisionspässe wie noch nie.
DANIEL JENSEN
Alle reden immer von Diego: Ob er bleibt, ob er geht. Werder muss aufpassen, dass sich in seinem Windschatten nicht Jensen davonmacht. Der Diego aus Kopenhagen hat bewiesen, dass er mehr als eine Aushilfe ist, dirigierte ganz im Stil des Brasilianers, ballsicher, robust und mit tödlichem Pass. Am Ende hatten es auch die Madrilenen gemerkt und standen ihm auf den Füßen wie sonst Diego.
CARLOS ALBERTO
Vor einer Woche bekam er vom Kollegen Sanogo aufs Maul. Und dann war in den Zeitungen wieder vom teuersten Missverständnis in der Werder-Geschichte die Rede. 87 Minuten ließ Thomas Schaaf den gerade Genesenen schmoren. Und Carlos Alberto? Verpasst mit seinem ersten Ballkontakt um ein Haar das 4 : 2. Und leistet sich einen nachlässigen Hackentrick an des Gegners Strafraum.
BOUBACAR SANOGO
Der Mann, der beim HSV keinen Fuß auf die Erde bekam, hat die Madrilenen das Fürchten gelehrt. Er traut sich die ganz schweren Bälle zu – und häufig klappt’s, wie beim 2 : 1. Er ist ein Stürmer von robuster Physis und überragender Technik, kann Bälle aus der Luft an einen beliebigen Ort im Universum spitzeln. Die anderen haben’s meist gar nicht gesehen.
CHRISTIAN VANDER
Der Keeper ist ein Flattermann, wie ihn Werder seit Pascal Borel nicht hatte. Wann immer er an den Ball kommt, bekommt man Angst. Und seine Abschläge scheinen immer nur mit Glück die Mittellinie zu überqueren. Aber einen scharfen Rückpass parierte er geistesgegenwärtig per doppelter Fußabwehr, wo viele Torwärte illegal mit der Hand zugegriffen hätten.
MARTIN HARNIK
Als der Youngster für den völlig ausgepumpten Hunt kam, dachte man unwillkürlich: Schon wieder so ein Greenhorn, das nach einer Verletzung so eben erst wieder geradeaus laufen kann. Aber der 20-Jährige legte los, als sei die Champions League sein Wohnzimmer, baute einen beängstigenden Druck auf der rechten Seite auf und flankte brandgefährlich.
MARKUS ROSENBERG
Es war wie so oft beim Schweden: Die erste Halbzeit schien an ihm wieder einmal vorbei zu laufen. Bis auf zwei Situationen: Seinen coolen Treffer zum 1 : 0 nach vier Minuten und seine glänzende Vorarbeit mit 60-Meter-Solo vor dem 2 : 1 durch Sanogo. Hatte im zweiten Durchgang kräftig Selbstvertrauen getankt und spielte manchen klugen Pass.
NALDO
An „Seiner Lufthoheit“ kamen die Stürmer aus Madrid einfach nicht vorbei. Und auch in der Offensive lag es meist am langen Innenverteidiger, dass die Bremer die Oberhand behielten. Wenn ihm die quirligen Ruud van Nistelrooy und Raúl mal die technischen Grenzen aufzeigten, machte er das mit unermüdlichem und kompromisslosem Einsatz wieder wett.
DUŠKO TOŠIĆ
Der junge Serbe hatte es sich gerade auf der Bank bequem gemacht, da stand er plötzlich für den verletzten Fritz doch auf dem Platz. Rackerte für zwei und hatte nicht selten seine liebe Not, wie vor dem 2 : 3 durch van Nistelrooy. Dennoch schaffte er es immer wieder, mit kraftvollen Flankenläufen für Entlastung auf der linken Seite zu sorgen.
PETRI PASANEN
Die Sensation aus Finnland. Spielt schon seit Wochen superzuverlässig und lieferte auch diesmal eine fast fehlerfreie Partie ab. Ihm doch egal, ob auf links oder rechts. Gegen den gefürchteten Robinho drehte er den Spieß einfach um: Griff selbst an und zwang den Brasilianer zum Verteidigen. Bravo, Pasinho!JANK/FOTOS: WERDER
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