Die Katze lässt das Prahlen nicht

MIEZEMIEZ In „Der gestiefelte Kater“ wird der großmäulige Kater aus den Shrek-Filmen zum Titelhelden. Die pelzige Mischung aus Zorro, Baron von Münchhausen und Don Juan purzelt durch Versatzstücke aus Märchen, Popmythen und Genrefilmen

VON WILFRIED HIPPEN

In den Shrek-Filmen entwickelte er sich immer mehr zum heimlichen Star, und so ist es nur folgerichtig, wenn die Dreamworks-Studios nun einen „spin-off“ oder Ableger der Serie mit dem gestiefelten Kater als Titelfigur präsentieren. Die Geschichte von Shrek schien im vierten Teil schon ziemlich durcherzählt zu sein, und so waren Regisseur Chris Miller und seine sechs Drehbuchschreiber klug genug, den Oger nicht einmal durch einen kleinen Gastauftritt in die Erinnerung zu rufen. Doch der kleine Kater mit dem großen Ego lebt grundsätzlich im gleichen Fantasieraum wie sein großer warziger Freund. Diese Fabelwelt ist aus Versatzstücken aus den verschiedensten Märchen, Popmythen und Genrefilmen zusammengebaut und ein Reiz auch dieses Films besteht darin, wie diese Elemente nie genau zueinander passen, wodurch komische Anachronismen entstehen. So ist „Puss in Boots“ (so der Originaltitel) hier unter anderem auch ein gestandener Westernheld, der in einen staubigen Saloon landet. Sofort stoppt jede Unterhaltung und die zwielichtigen Gäste starren den Neuankömmling an, der die Aura eines gefährlichen Revolverhelden ausstrahlt, auch wenn er mit seiner kleinen Zunge Milch aus einer Schale schleckt.

Der Kater ist einer von jenen sympathischen Großmäulern, die in ihrer grenzenlosen Eigenliebe zugleich extrem komisch und unschuldig wirken. In der Originalfassung hat er die Stimme von Antonio Banderas, der dadurch auch immer eine Selbstparodie seiner eigenen Rollen als Latin Lover und Actionheld mitliefert. Dieser Effekt geht in der deutschen Synchronfassung zwangsläufig verloren, denn auch wenn Benno Fürmann sich große Mühe mit seinem Akzent gibt, hat er nicht den gleichen Resonanzraum wie Banderas.

Aus Kinoklassikern wie „Über den Dächern von Nizza“ scheint die ebenso reizende wie gefährliche Katze Kitty Samtpfote in den Film gehüpft zu sein. Sie kann ebenso gut fechten und über den Dächern der Stadt fliegen.

Und wenn die beiden sich gemeinsam auf die Suche nach den legendären „Goldenen Eiern“ machen, werden sie dabei von dem großen Ei Humpty Dumpty begleitet, das ursprünglich (wie auch das Gaunerduo Jill und Jack) aus einem englischen Kinderreim stammt. Bei den Volksmärchen haben sich die Schreiber dagegen bedient, wenn der Held mit seinen Kumpanen auf einer riesigen Bohnenranke in den Himmel heraufklettern, wo sie dann eine Gans finden, das die goldenen Eier legt. Wie die Shrek-Filme ist auch dieser voller absurd komischer Einfälle, doch sie wirken frischer, weil man sich in die Ogerwelt schon zu gut auskennt. Hier gibt es solch inspirierte Einfälle wie ein Bad im flauschigen Wolkenmeer oder eine riesige Gans, die auf der Suche nach ihrem Küken im Stil von Godzilla-Filmen die Häuser eines Dorfes platt tritt.

„Der gestiefelte Kater“ ist viel witziger, smarter und besser animiert als das seit letzter Woche in den Kinos laufende Pinguin-Musical „Happy Feet 2“.