: Neu im Kino
Über der zunehmenden visuellen Eleganz der Actionfilme aus letzter Zeit gerät manchmal in Vergessenheit, was das Genre des amerikanischen Gangsterfilms eigentlich so interessant macht: Dass es darin oft auch unverhohlen um den Kapitalismus geht, um organisierte Kriminalität als elementare Wirtschaftsform. Wo „Der Pate“ in diesem Sinn bereits die amerikanische Version der „Buddenbrocks“ lieferte, trieb es die Serie „Sopranos“ noch einmal auf die Spitze. Der amerikanische Regisseur J. C. Chandor aber dreht die Metapher eine Stufe zurück. Sein Film „A Most Violent Year“ spielt 1981, in einer Welt, die gleichsam die ersten zwei „Paten“-Filme bereits gesehen hat. Zumindest die beiden Hauptfiguren kleiden sich, als seien Michael und Kay Corleone ihre Vorbilder. Doch Anna (Jessica Chastain) und Abel Morales (Oscar Isaac) gehören keiner Mafia an. Abel kämpft hart darum, auf der legalen Seite der Gesellschaft zu bleiben. Die relative Ödnis seiner Handlung macht der Film mit der Dichte seiner Atmosphäre wett: Statt bekannter New-York-Ansichten gibt es den Anblick von Industrieanlagen, die von Untergang zeugen, solange, bis sie jemand mit Träumen füllt. In 12 Kinos