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ALTE MEISTERSchimmeln in Maastricht

Als Helmut Kohl im Dezember 1991 ins malerische Maastricht fuhr, träumte er von einer europäischen Währung, die die Union auf ewig zusammenhalten sollte. Er erfand gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und den übrigen EU-Ländern den Euro. Sie besiegelten das Schicksal von Mark, Franc und Co mit ihrer Unterschrift unter den Vertrag von Maastricht.

Den will Angela Merkel nun ändern. Das Papier von der Maas sei nicht streng genug. Dabei hätten sich bloß alle an das Prachtexemplar halten müssen, dann würden wir heute nicht so tief in der Krise stecken: Erst durften die Griechen und die Italiener dem Euroklub beitreten, obwohl ihre Schulden viel zu hoch waren. Und dann verstieß auch Deutschland selbst gegen Maastricht. 2003 war das Defizit in Berlin höher als die vorgeschriebene Dreiprozentgrenze. Trotzdem weigerte sich Berlin, die im Vertrag vorgesehenen Strafzahlungen zu akzeptieren, und verwässerte lieber die Euro-Regeln. Griechenland, Italien und all den anderen wurde es so viel leichter gemacht, ihre laxe Haushaltspolitik fortzuführen. Deshalb ist vom Vertrag von Maastricht nur noch nutzloses Papier übrig. Das liegt jetzt im dortigen Regierungsgebäude und schimmelt vor sich hin. Schade eigentlich.   RUTH REICHSTEIN

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