: Kulturelle Vielfalt unterstützt Geschäftserfolg
Firmen achten auf soziale, ethnische und kulturelle Unterschiede ihrer Mitarbeiter – weil es die Gewinne verbessert
BERLIN taz ■ Uwe Franke, Vorstandschef bei BP Deutschland, steht kaum unter Verdacht, ein Gutmensch und Multikulti-Träumer zu sein. Dass sein Unternehmen Vielfalt fördere, sagt er denn auch, sei „kein Sozialprogramm für Minderheiten, sondern primär ein Geschäftsthema“. Nach dem Motto: Vielfalt hilft viel – auch beim Gewinn.
Die Deutsche BP ist eines von vier Unternehmen, das vor einem Jahr zusammen mit der Telekom, der Deutschen Bank und Daimler im Kanzleramt eine „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet hat. Darin verpflichten sie sich, die Besonderheiten ihrer Mitarbeiter und Kunden im Arbeitsalltag stärker zu berücksichtigen: ethnische Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, sexuelle Orientierung, Behinderungen. Seit einem Jahr sind weitere 184 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen dazugekommen. Darüber jubelt die Integrationsministerin Maria Böhmer (CDU): „Wir sind auf dem Weg, eine Erfolgsgeschichte zu schreiben.“
Doch „Diversity Management“, wie die Förderung von Vielfalt auf Unternehmenssprech heißt, ist zu einem Modebegriff geworden, der schwer zu fassen ist. Er reicht von Gender-Workshops über Weiterbildungen für Ältere bis zur Förderung von Zuwanderern zu Führungskräften. Während Daimler den Bau seiner Kita „Sternchen“ unter Vielfaltsförderung verbucht, rühmt sich die Deutsche Bank seines Mitarbeiternetzwerks „Rainbow“, in dem sich Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle zusammentun. BP wiederum setzt darauf, dass bei Vorstellungsgesprächen die Auswahlgremien gemischt sind und Männer wie Frauen, Junge wie Alte, Deutsche und Zuwanderer darin vertreten sind.
Wenn schon die Großen so schwammig sind, so ist es für kleinere Firmen oft noch schwerer, Vielfalt zu fördern. Dass es dennoch geht, weiß Barbara Weißbach, die kleine und mittlere Unternehmen zu dem Thema berät. Sie nennt ein Beispiel aus ihrer Arbeit: Eine junge Türkin wurde zur Schichtleiterin eines türkischen Teams mit hohem Durchschnittsalter befördert – was scheiterte. Nun sei sie Leiterin eines kulturell- und altersgemischten Teams. „Für die Frau wurden Bedingungen geschaffen, unter denen sie einen guten Job erfüllt“, sagt Weißbach.
Dass Vielfalt den Unternehmen nutzt, ist allerdings noch nicht überall angekommen, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt. So sagen rund 70 Prozent der Unternehmen, die „Diversity Management“ betreiben, dies verbessere ihr Image. Nur rund 40 Prozent der Firmenvertreter denken, dass dies auch Gewinne beschere.
International hinkt Deutschland der Entwicklung ohnehin hinterher. Demnach betreiben in deutschen Unternehmen rund 40 Prozent ein Vielfaltsmanagement. EU-weit sind es 75 Prozent, in den USA sind es sogar rund 90 Prozent. WOLF SCHMIDT