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Archiv-Artikel

Mit der S-Bahn bis nach Stade

Ab Sonntag fahren Hamburger S-Bahnen bis Stade. Metronom übernimmt Regionalexpress nach Cuxhaven, sowie die Strecken nach Lüneburg und Tostedt. Kürzere Fahrzeiten, mehr Komfort

VON GERNOT KNÖDLER

Vielen PendlerInnen aus dem südwestlichen Umland Hamburgs wird an diesem Wochenende ein lang gehegter Wunsch erfüllt. Ab Sonntag fährt die S-Bahn vom Hamburger Hauptbahnhof bis nach Stade durch. Wer weiter nach Cuxhaven reisen will, wird in Zukunft in die blau-gelben Züge des Metronom steigen. Die private Eisenbahngesellschaft, die bereits Bremen mit Hamburg verbindet, wird künftig auch von Lüneburg und Tostedt aus nach Hamburg fahren. Die Fahrgäste sollen es dabei bequemer haben als früher.

Das Gebiet zwischen der Hamburger Landesgrenze und Stade ist Quellgebiet eines großen Pendlerstroms. 123.000 Menschen wohnen nach Auskunft des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) im Einzugsbereich der neuen S-Bahnstrecke. Die Bundesstraße B 75 Cuxhaven – Hamburg gilt als eine der am stärksten befahrenen und unfallträchtigsten der Republik.

Die bis dato verkehrende Regionalbahn benutzten im Jahr 6,5 Millionen Menschen – etwas mehr als ein Prozent aller HVV-Kunden. Dirk Pohlmann von der Hamburger S-Bahn schätzt, dass 150.000 Fahrgäste im Jahr hinzukommen könnten. Die Zahl sei nicht spektakulär, schließlich gebe es ja bereits eine, wenn auch weniger gute, Bahnverbindung. Pohlmann glaubt aber, „wer auf der B 75 unterwegs ist, wird heilfroh sein“.

Mit der durchgehenden S-Bahn hat sich der öffentliche Nahverkehr einen Vorsprung gegenüber dem Auto verschafft, um den er allerdings wird kämpfen müssen. Denn der Bau einer Autobahn, der A 26 von Stade nach Hamburg, hat bereits begonnen.

Die S-Bahn ersetzt die bisherige Regionalbahn zwischen Neugraben und Stade. Wer in Neugraben weiterfahren wollte, musste auf die Regionalbahn umsteigen und verlor Zeit. Die S-Bahn wird in einem kürzeren Takt fahren: mindestens stündlich, in den Hauptverkehrszeiten alle 20 Minuten, bis Buxtehude alle zehn Minuten. Verkehrt sie im Stundentakt, werden die Fahrten des Metronom nach Cuxhaven so getaktet, dass alle halbe Stunde ein Zug fährt. Der Metronom, der zwischen Hamburg und Cuxhaven einen Regionalexpress der Deutschen Bahn ersetzt, hält allerdings nur in Himmelpforten, Hammah, Stade, Horneburg, Buxtehude und Harburg. Von hier aus fährt er künftig direkt weiter zum Hamburger Hauptbahnhof.

Die S-Bahn nach Stade haben die Landeskabinette Niedersachsens und Hamburgs schon 1991 auf einer gemeinsamen Sitzung vereinbart. Das Projekt erwies sich aber als nicht ganz einfach, denn die Hamburger S-Bahn bezieht ihren Strom aus einer seitlichen Schiene, während die regulären Züge Dachstromabnehmer verwenden. Die S-Bahnen fahren überdies mit 1.200 Volt Gleichstrom, während die übrigen Züge mit 15.000 Volt Wechselstrom gefüttert werden. Damit die S-Bahnen durchfahren können, haben die Firmen Alstom und Bombardier Triebzüge entwickelt, die beide Stromarten aufnehmen können.

Nach Angaben der S-Bahn haben die Länder Hamburg und Niedersachsen 160 Millionen Euro in die S-Bahnverlängerung investiert. Es wurden Gleise, Oberleitungen, Sicherheitseinrichtungen und Bahnhöfe umgebaut. Der Hamburger Stadtteil Fischbek erhält eine ganz neue S-Bahnstation. Anfang 2009 sollen die letzten Arbeiter die Schaufel aus der Hand legen.

Die Metronomzüge würden aus Doppelstockwagen zusammengesetzt, die mehr Komfort böten als die bisherigen Wagen, sagt Joachim Ebinger von der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG). Kunden mit Jahresabonnement könnten sich Stammplätze reservieren lassen. Die Bahncard und günstige Angebote der Deutschen Bahn wie das Wochenendticket gelten auch im Metronom, wie Ebinger versichert.