: Salzstock in aktiver Störungszone
ATOMMÜLL Gorleben dürfte bei einem ergebnisoffenen Standortvergleich für Endlager nicht mal in die engere Auswahl, sagt der Geologe Ulrich Kleemann, der dazu eine Studie veröffentlicht hat
Der Gorlebener Salzstock käme bei einem ergebnisoffenen Standortvergleich für Endlager noch nicht einmal in die engere Auswahl. Das ist das Fazit einer aktuellen Studie des Geologen Ulrich Kleemann. Der ehemalige Abteilungsleiter beim Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) kommt zu dem Ergebnis, dass der Gorlebener Salzstock in einer aktiven Störungszone liegt – allein das schließe den Bau eines Endlagers aus.
Unter dem Salzstock hat Kleemann zudem „potenziell gasführende Schichten“ ausgemacht. Eine 50 bis 75 Meter dicke Schicht reiche von der Altmark bis nach Lenzen am östlichen Elbeufer. Damit sei die Existenz von Gas zwar „noch nicht erwiesen, aber möglich“. Ein weiterer bedeutender Standortnachteil von Gorleben ist Kleemann zufolge auch die Tatsache, dass über dem Salzstock eine schützende Tonschicht fehle. An anderen Salzstöcken sei diese noch intakt. Eine Tonschicht über dem Salzstock kann den Zutritt von Grundwasser von oben und damit eine Auflösung des Salzes verhindern.
Bei seiner Recherche wertete der Geologe auch die vier von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in den Jahren 2007 bis 2011 veröffentlichten Berichte zu den Erkundungsergebnissen in Gorleben aus. Die BGR wurde vom Bund damit beauftragt, die Untersuchung in Gorleben geologisch zu bewerten. Aus ihrer Sicht spricht bislang nichts dagegen, dass sich der Salzstock als Endlager eignet.
Kleemann zufolge hat die BGR bei ihren Gutachten die Standortnachteile Gorlebens weitgehend ausgeblendet. Wesentliche aktuelle Publikationen zum geologischen Bau Norddeutschlands tauchten in den Arbeiten nicht auf. Kritische Studien würden nicht erwähnt, Zitate aus Fachzeitschriften nur dann hinzugezogen, wenn sie nicht gegen den Standort Gorleben ausgelegt werden könnten. Kleemann will seine Studie heute Abend in Lüchow öffentlich vorstellen (19.30 Uhr, Ratskeller). RP