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Archiv-Artikel

Acht Minuten heiße Hände

Beifallsumrauscht nominiert Hamburgs CDU Bürgermeister von Beust als ihren Kandidaten für den Posten des Bürgermeisters nach der Bürgerschaftswahl im Februar – ohne Gegenstimme

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Die Sensation blieb aus. Ole von Beust ist Bürgermeisterkandidat der CDU für die Bürgerschaftswahl am 24. Februar 2008. Ohne Gegenkandidaten erzielte der 52-Jährige ein Ergebnis von satten 100 Prozent. Niemand der 230 Delegierten wagte es auf dem Landesparteitag im CCH am Freitagabend, dem seit sechs Jahren amtierenden Regierungschef in offener Akklamation die Gefolgschaft zu versagen. Beim Listenparteitag am 3. Juni im Bürgerhaus Wilhelmsburg hatten noch vier von 197 Parteifreunden von Beust in geheimer Abstimmung nicht zum Spitzenkandidaten wählen mögen.

Locker drei Minuten stehende Ovationen musste er nach der Kür über sich ergehen lassen – kurz zuvor, nach seiner gut 40-minütigen Ansprache, waren es sogar derer fünf gewesen: Heiße Hände für von Beust. Dabei lautet der Slogan der Christdemokraten für die noch 87 Tage bis zum Urnengang: „Hamburg. In guten Händen.“

Die Krönungsmesse für Ole von Beust im Congress Center war der offizielle Wahlkampfauftakt der Christdemokraten. „Jetzt geht es los“, kündigte Parteichef und Finanzsenator Michael Freytag in seiner Auftaktrede an. Gelegen kam ihm die aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Psephos im Auftrag des Hamburger Abendblatts.

Danach sieht es zurzeit nach einem Patt zwischen CDU und Rot-Grün in der Bürgerschaft aus, die Linkspartei kommt rein oder auch nicht, alle anderen werden nicht den Sprung ins Rathaus schaffen (taz berichtete). CDU 44, SPD 33, GAL 12, Die Linke 5 lauten die Zahlen, welche Freytag zu der Erkenntnis verhalfen: „Wir haben alle Chancen, die Wahl zu gewinnen, aber noch ist nichts gewonnen“. Das werde noch ein harter Kampf, schwor der Parteichef die Basis ein.

Und nicht zuletzt „droht eine rote Volksfront“. Wenn es hart auf hart komme, würden manche Sozialdemokraten möglicherweise „jedes Benehmen verlieren“ und ein rot-grün-rotes Bündnis schmieden, vermutet Freytag, „nur, um an die Fleischtöpfe zu gelangen“. Dort aber, findet der Parteichef, sollte besser die CDU bleiben, „denn die SPD und ihr Spitzenkandidat Michael Naumann können es einfach nicht“.

Was die CDU sechs Jahre lang konnte unter einem Bürgermeister Ole von Beust, zählte der anschließend ausführlich auf. Und die Marschrichtung für die kommenden vier Jahre, so er wieder Erster Bürgermeister würde, gab von Beust auch gleich vor: „Wir wollen Hamburg zu einer der führenden Metropolen in Europa machen.“ Um das zu erreichen, gebe es „drei Maßnahmen: den Haushalt sanieren, in die Zukunft investieren, dann Soziales finanzieren“. Das sei, so Ole von Beust, „der Dreiklang für die Wachsende Stadt“.

Natürlich hätte man es sich bisher einfacher machen können, räumte von Beust ein: LBK nicht verkaufen, Wahlrecht nicht ändern, Volksentscheide respektieren, finanzielle Wohltaten über die Stadt ausschütten – das wäre, stellte von Beust klar, „der populistische Weg gewesen, aber wir sind den richtigen Weg gegangen“.

Die SPD würde jetzt mit unbezahlbaren Wahlversprechen hausieren gehen, für die Grünen sei er wegen des Kohlekraftwerks Moorburg „der Klimasünder“ – und deshalb, so von Beust , wolle er „kein Koalitionsgesabbel“. Er werde bis zum Wahltag „klaren Kurs fahren und für klare Verhältnisse sorgen“. Wer sonst in der CDU, wenn nicht er.