„Wir verfeuern Lebensmittel“

REGENWALD Betroffene und Aktivisten berichten von Produktionsbedingungen in Palmölplantagen

■ 58, arbeitet als freie Journalistin in Hamburg und ist seit drei Jahren bei „Rettet den Regenwald“ aktiv.

taz: Frau Zander, inwiefern ist Palmöl blutig?

Christiane Zander: Weil es bei der Produktion zu massiven Menschenrechtsverletzungen kommt. Familien werden von ihrem Land vertrieben und mobile Brigaden der Palmölfirmen gehen gewaltsam gegen Bewohner der Regenwaldflächen vor, die für neue Palmölplantagen gerodet werden sollen.

Der gute Ruf von einem nachhaltigen, biologischen Rohstoff, der deswegen von der Politik subventioniert wird, ist also nicht ganz berechtigt?

Nein, Palmöl ist alles andere als klimaförderlich. Der artenreiche Regenwald wird als CO2-Speicher durch Monokulturen ersetzt, Gewässer werden bei der Gewinnung verseucht, Ureinwohner verlieren ihre Lebensgrundlage.

Und die Unternehmen, die Palmöl verwenden, wissen um dessen Erzeugungsweise?

Klar. Unilever, der größte Palmölverbraucher weltweit, weiß beispielsweise seit über 20 Jahren von den menschen- und naturverachtenden Bedingungen seines Palmölproduzenten Wilmar. Wir kämpfen jetzt dafür, dass sich diese Zustände ändern werden.

In welchen Produkten befindet sich Palmöl?

Beispielsweise in Kosmetikartikeln und inzwischen auch in den meisten Lebensmitteln. Vor allem in Tiefkühlpizza, Fertiggerichten, Nuss-Nougat-Cremes und Schokolade. Selbst in Bio-Produkten wird meistens das gleiche Öl wie in herkömmlichen Produkten verwendet.

Nicht nur die Lebensmittelindustrie nutzt Palmöl ...

Es wird beispielsweise Biosprit beigemischt. Und in Deutschland wird etwa ein Drittel des importierten Palmöls in Blockheizwerken verbrannt. Wir verfeuern also ein Lebensmittel.

Interview:
Anissa Brinkhoff

Informations-Veranstaltung: 19 Uhr, Überseemuseum Bremen