: „Isolation verhindern“
BÜRGERENGAGEMENT Das Spendenparlament stimmt heute über Projekte für rund 324.000 Euro ab
■ 70, war Geschichts- und Politiklehrer. Seit 1996 sitzt er im Spendenparlament und leitet die Finanzkommission.
Herr Upadek, wer bekommt Geld vom Spendenparlament?
Gert Upadek: Laut Satzung unterstützen wir Initiativen, die sich gegen Obdachlosigkeit, Armut und Isolation wenden. Wir dürfen allerdings keine Einzelpersonen fördern, sondern nur Vereine und gemeinnützige Einrichtungen.
Wie viel Geld schütten Sie im Jahr aus?
Aus Mitgliedsbeiträgen – pro Person mindestens 60 Euro im Jahr – Vermächtnissen und Spenden von Privatiers und Firmen bekommen wir gut 600.000 Euro, über die dreimal jährlich in öffentlichen Parlamentssitzungen abgestimmt wird.
Welche Projekte wird die von Ihnen geführte Finanzkommission dem Parlament heute zur Abstimmung vorlegen?
31 Projekte im Umfang von 324.000 Euro. Dazu gehört zum Beispiel ein Aktivspielplatz-Projekt für benachteiligte Kinder in Farmsen, das dort in den Ferien Essen anbieten will.
Wird heute auch über medizinische Projekte abgestimmt?
Ja, die Caritas will eine Zahnarztpraxis für Wohnungslose und andere Menschen ohne Papiere übernehmen, braucht aber Geld für die Ersteinrichtung der Praxis mit medizinischen Geräten.
Fördern Sie heute andere Projekte als vor 20 Jahren?
Der Fokus hat sich verschoben. Das Spendenparlament wurde ja 1996 gegründet, weil es ein riesiges Obdachlosenproblem gab. Inzwischen existieren da viele staatliche Einrichtungen, sodass wir nur noch zu 10 bis 20 Prozent Obdachlosenprojekte fördern. Wir fördern jetzt eher Projekte, die Isolation verhindern sollen.
Geht es da um Armut?
Ja, aber auch um Menschen, die aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer Sucht nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Auch wer ein schwerstbehindertes Kind hat, ist ausgeschlossen, weil unsere Gesellschaft nicht so geartet ist, dass man es überallhin mitnehmen kann. Wir unterstützen Vereine, die da Hilfsangebote machen, die Begleitung und Kontakte anbieten.
Das Spendenparlament hat 3.500 Mitglieder. Was sind das für Leute?
Menschen, die unser Konzept schätzen: Wir unterstützten nur Hamburger Projekte, das Geld geht zu 100 Prozent in die Projekte und es gibt eine transparente, demokratische Abstimmung der von der Finanzkommission geprüften Projektanträge im Spendenparlament. INTERVIEW: PS
Öffentliche Sitzung des Spendenparlaments: 18 Uhr, Uni-Hauptgebäude, Hörsaal A, Edmund-Siemers-Allee 1