Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Diese Vorstellung ist für die Weddinger schon immer der Horror gewesen: dass die Prenzelwichser, also die ganzen Scheinkreativen und Kunstärsche aus dem Nachbarbezirk, den Wedding entern und ihre lebens- und wirklichkeitsvernichtenden Aktivitäten auch dort sich ausbreiten würden. Nun ist es so weit: zumindest im Primetime Theater, wo man diese Horrorvision in der Kulttheatersoap „Gutes Wedding, Schlechtes Wedding“ schon lange Zeit in schönstes Comedy-Futter verwandelt. Im Musical „Mamma Macchiato“ nun nimmt der Horror veritable Gestalt an. Wir begegnen Müttern, die Latte aus Muttermilch schlürfen und allerlei anderem Grauen aus dem Bionade-Biedermeier unserer Tage. Premiere ist morgen. Und dann ist ja auch fast schon Weihnachten!

In der Volksbühne weihnachtet es Heiligabend traditionell mit Wladimir Kaminer auf Russisch. Weihnachtsflüchtlinge und andere Bedürftige werden am 1. Weihnachtstag auf der Großen Bühne ab 22 Uhr zum Dancefloor empfangen. In der Schaubühne steht derweil Alvis Hermanis’ gedankenschwerer Bilderrausch „Eugen Onegin“ noch mal auf dem Programm.

Im Theater am Kurfürstendamm läuft eine fesselnde Neuinszenierung von Edward Albees legendärem Ehehöllendrama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Amina Gusner mit Katja Riemann inszeniert, die man nicht verpassen sollte. Falls man dergleichen Hölle dieser Tage nicht ohnehin zu Hause hat.

Und wer mal wissen möchte, was die religiöse Konkurrenz so treibt, kann in der Oranienburger Straße 28 (dort hat die jüdische Gemeinde ihren Sitz) am Heiligen Abend zur „Israeli Chanuka Party“ gehen. Denn das jüdische Fest der Wiedereinweihung des Tempels nach seiner Schändung durch die Griechen in nachbiblischer Zeit wird ab Dienstag ebenfalls gefeiert. Na dann frohe Feiertage allseits.

■ „Mamma Macchiato“: ab Mittwoch, Prime Time Theater

■ Weihnachten auf Russisch: Sa. ■ Dancefloor: So., Volksbühne

■ „Wer hat Angst …“: Mi. & Mo., Theater am Kurfürstendamm

■ „Eugen Onegin“: Sonntag, Schaubühne