: Der Fall Kiesewetter
ZUFALL 3 Als die Polizistin mutmaßlich vom NSU erschossen wurde, war ein Polizeibeamter mit Ku-Klux-Klan-Vergangenheit in der Nähe
BERLIN taz | Am 25. April 2007 werden auf der Heilbronner Theresienwiese die Polizistin Michèle Kiesewetter mit einem Kopfschuss getötet und ihr Kollege lebensgefährlich verletzt. Auf der Suche nach den Tätern jagt die Polizei jahrelang der falschen Spur nach, dem „Phantom von Heilbronn“. Wegen verunreinigter Wattestäbchen, die für DNA-Proben vom Tatort verwandt wurden, glauben die Beamten bis 2009 an einen Zusammenhang mit anderen Morden quer durchs Bundesgebiet – nicht aber an eine Verbindung mit den anderen NSU-Morden. Bis heute ist dagegen unklar, ob Kiesewetter bloßes Zufallsopfer war oder gezielt ausgewählt wurde.
Die Beamtin stammte aus dem Ort Oberweißbach in Thüringen, in den auch Neonazis aus dem NSU-Umfeld Kontakt hatten. Zudem hatte am Tattag in Heilbronn ein Gruppenführer der Polizei, Timo Heß, Dienst, der zuvor Mitglied im deutschen Ableger des Ku-Klux-Klan war und austrat, als erstmals V-Leute über ihn berichteten. Timo Heß kommt kurz nach den Schüssen am Tatort an und kontrolliert zwei Inder, die er als mögliche Verdächtige betrachtet – ohne Ergebnis. MARE