: Zwischen den Jahren
MULTIKULTI Bis ins 17. Jahrhundert gab es im Abendland verschiedene Jahresanfänge
„Zwischen den Jahren“ ist ein geflügeltes Wort für die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar. „Irgendwie scheint die Zeit ein wenig stillzustehen“, meint Renke Brahms, der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche. Seinen Ursprung hat das geflügelte Wort in einem Streit über den Zeitpunkt der Geburt Christi und den Jahresanfang zu Beginn der neuen Zeitrechnung.
„Der Begriff erinnert daran, dass je nach Gegend und Zeit sowohl am 25. Dezember, am 1. Januar als auch am 6. Januar Jahresbeginn gefeiert wurde“, sagt der katholische Kölner Theologieprofessor Manfred Becker-Huberti. Erst seit dem 17. Jahrhundert festigte sich der 1. Januar als offizieller Jahresbeginn mit allgemeiner Verbindlichkeit: „Die Zeit zwischen den verschiedenen Jahresanfängen, das war die Zeit zwischen den Jahren.“
Vor Christi Geburt begann das römische Amtsjahr am 1. Januar. Dieses Datum geriet mit dem am ersten Advent beginnenden christlichen Kirchenjahr in Konflikt. Im Mittelalter wechselte die Kirche den Neujahrsbeginn mehrmals, bis Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 den letzten Tag des Jahres endgültig festlegte und nach Papst Silvester I. benannte.
Es gab vielerlei Volksbräuche „zwischen den Jahren“. Der Neujahrstanz stand für Harmonie, die das ganze Jahr über anhalten sollte. Auch Kleeblätter, Hufeisen und Schornsteinfeger waren als Glücksbringer anerkannt. Bis heute hält sich der Brauch, nach denen in dieser Zeit keine Wäsche gewaschen, nicht gesponnen und erst recht nicht genäht werden darf, um ja kein Unheil heraufzubeschwören. Und angeblich gehen alle Träume dieser Nächte im neuen Jahr in Erfüllung.
Zu den wiederkehrenden Ritualen gehören zudem die guten Vorsätze zum Neujahrstag. (epd)