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Archiv-Artikel

Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es ist dies eine Jahreszeit, wo selbst Leute in die Kirche gehen, die sonst diese Stätten tunlichst meiden. Und ebenso auch mal ins Theater finden, und zwar mit der ganzen Familie. Deshalb heben die einzelnen Bühnen zum Jahresende stets ihre populären Schätze in die Spielpläne. Das Deutsche Theater zum Beispiel die krachende Studio-Braun-Revue „Fahr zur Hölle, Ingo Sachs“ von Rocko Schamoni (31. 12.) oder die wunderbare Breitwand-Jahrhundert-Trilogie von Judith Herzberg „Über Leben“ (30. 12.).

In der Volksbühne klingt das Jahr mit Herbert Fritschs wahnwitziger Inszenierung „Die (s)panische Fliege“ aus.

Das Berliner Ensemble gestattet dieser Tage (28., 29. 12.) schon mal einen Blick auf Claus Peymanns erste Premiere im neuen Jahr mit ersten öffentlichen Voraufführungen von Büchners „Dantons Tod“.

Höchst familien- und feiertagskompatibel sind auch stets die opulenten Shows des Circus Roncalli, die gerade im Tempodrom zu sehen sind.

In dieser Jahreszeit, in der das Christentum und damit auch der abendländisch-westlich dominierte Mainstream geradezu erdrückend allgegenwärtig ist, könnte man als relativierendes Moment einen Besuch im Ballhaus Naunynstraße empfehlen, wo noch einmal Lukas Langhoffs „Pauschalreise. 1. Generation“ auf dem Spielplan steht und sich mit dem Blick türkischer und anderer Neueinwanderer auf dieses Land befasst.

Am Silvesternachmittag kommt im Theater an der Parkaue die letzte Premiere des Jahres heraus. Thomas Fiedler hat Jules Vernes Science-Fiction-Klassiker „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ mit viel Blitz, Donner, Dampf und Musik in eine Wissens- und Wissenschaftsrevue verwandelt, die auf die Zukunft neugierig machen will. Denn die kommt ja nun ab nächste Woche in Form des neuen Jahres definitiv auf uns zu.

■ Dantons Tod (Voraufführung): Mi./Do., Berliner Ensemble

■ Roncalli Weihnachtscircus: bis 3. 1., Tempodrom

■ Pauschalreise. 1. Generation: Mi.–Sa., Ballhaus Naunynstraße

■ Reise zum Mittelpunkt der Erde: ab Sa., Theater an der Parkaue