: Altonas neue Mitte
Senat startet Untersuchungen für das Gleisgelände des Bahnhofs und der Post am Diebsteich. Größter Eigentümer ist nicht mehr die Bahn, sondern das Konsortium Hochtief / Redwood Grove
VON GERNOT KNÖDLER
Hamburg soll weiter nach innen wachsen. Ein Gelände, das dafür schon lange im Gespräch ist, will der Senat jetzt planerisch angehen: die Gleisanlagen des Altonaer Bahnhofs bis hinauf zum Diebsteich, genannt „Altona Mitte“. Der Senat hat mit vorbereitenden Untersuchungen begonnen, bei denen geklärt werden soll, wie auf dem riesigen Areal „ein neuer Stadtteil mit Gewerbe und familienfreundlichem Wohnungsbau“ entstehen könnte.
Das Gebiet rund um das Eisenbahnkreuz nördlich des Bahnhofs ist dreimal so groß wie die Binnenalster. Nach wie vor wird es von stark befahrenen Fern- und S-Bahngleisen durchschnitten. Die meisten der Abstellgleise und Schuppen liegen jedoch schon seit vielen Jahren brach. Die Deutsche Bahn will nach 2010 Altona als Fernbahnhof aufgeben. Statt des Sackbahnhofs soll am Diebsteich eine neue Station mit durchgehenden Gleisen errichtet werden (taz berichtete). Am Paul-Nevermann-Platz bliebe ein stark frequentierter S-Bahnknoten erhalten. Dann würden aber nur noch deutlich weniger Gleise als heute benötigt. Der Platz wäre frei für eine neue Nutzung.
Weil sich diese Möglichkeit schon länger abzeichnet, ließ der Senat das Areal im vergangenen Jahr bei der von ihm ausgerufenen Architektur-Olympiade bearbeiten. Auch die Planer im Bezirksamt Altona machen sich seit längerem Gedanken zur Stadtentwicklung an dieser Stelle. Mit den vorbereitenden Untersuchungen zu „Altona Mitte“ soll jetzt geklärt werden, wie das Gebiet städtebaulich und landschaftsplanerisch gestaltet werden könnte. Sie wollen den Zeit- und Kostenrahmen ausloten und klären, wie sich die Eigentümer die Entwicklung des künftigen Quartiers vorstellen.
Ein Teil der Grundstücke gehört der Post, der weitaus größere gehörte der Immobilientochter der Bahn, Aurelis. Die Bahn hat Aurelis mit ihren bundesweit fast 1.500 Liegenschaften im September für gut 1,6 Milliarden Euro an ein Konsortium aus dem Essener Baukonzern Hochtief und dem internationalen Immobilien-Fonds Redwood Grove International verkauft. Nach Auskunft von Hochtief haben das Bundesverkehrsministerium und das europäische Kartellamt kürzlich dem Verkauf zugestimmt. Damit sei die Übernahme abgeschlossen.
„Wir haben in Gesprächen mit der Freien und Hansestadt Hamburg unsere volle Kooperation zugesagt“, versicherte eine Sprecherin von Hochtief. Detaillierte Vorstellungen zur Entwicklung des Gebiets gebe es bei den Erwerbern derzeit noch nicht. „Die Stadt möchte die Entwicklung dieser Fläche aus einem Guss haben“, sagte Helma Krstanoski, eine Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde. Ziel sei es, sich mit den Grundeigentümern auf ein Entwicklungskonzept zu verständigen. Scheiterte das, könnte der Senat wegen der besonderen Bedeutung des Areals einen „städtebaulichen Entwicklungsbereich“ festlegen, der ihm größere Steuerungsmöglichkeiten verschafft.