: Mit Erschrecken
■ Betr.: "Bloß nicht mit Lesben behängen", taz vom 27.04.93
Betr.: „Bloß nicht mit Lesben behängen“, taz vom 27.04.93
Mit Erschrecken habe ich zur Kenntnis genommen, welche Meinungen von Herrn Gütt vertreten werden. Dies müßte konsequenterweise zu einer sofortigen Rücktrittsforderung seitens der im Landessportbund organisierten Vereine führen.
Gerade in Zeiten täglicher Übergriffe auf AusländerInnen, wachsender Gewalt gegen Frauen und Schwule muß ein Mann in seiner Funktion sich seiner gesellschaftlichen Rolle bewußt sein. Offensichtlich scheint Herr Gütt diese Rolle darin zu sehen, die allgegenwärtige Hatz gegen Schwule, die nichts anderes im Kopf zu haben scheinen als seinen Sohn vergewaltigen zu wollen, zu schüren. Peinlich!
Offensichtlich hat Herr Gütt auch Schwierigkeiten, daß Frauen, nach wie vor ständig der Gewalt von Männern ausgesetzt, sich Freiräume schaffen, indem die Veranstaltung ohne Männer stattfindet. Ist Mann, in diesem Fall also Herr Gütt, immer noch nicht in der Lage zu reflektieren, daß Frauen ein Recht auf Freiräume haben, die sie sich oft gerade auch in Sportvereinen geschaffen haben? Klares Nein! Wie sonst würde die Aussage zustande kommen, daß seine Tochter darauf erzogen sei und wisse, wie sie mit „Anmachsituationen“ umzugehen habe, im Gegensatz zu Männern. Frauen duldet es! Wir Männer dürfen die eigene Objektrolle nicht im entferntesten leben!! Herr Gütt, auch Frauen sind keine Objekte männlicher oder weiblicher Übergriffe. Und Herr Gütt, Frau kann selbst bestimmen, was sie will und tut. Es bedarf keiner männlichen Kontrolle, auch nicht auf Sportfesten.
Mein Beileid für alle Hamburger SportlerInnen für diesen Präsidenten. Ich kann nur hoffen, daß diese Aussagen Konsequenzen für ihn haben werden. Ein so wichtiges Gremium sollte er nicht führen dürfen. Uwe Schönemann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen