Invasion des Mainstreams

■ Hamburger Filmverleih FiFiGe meldet Konkurs an

Der Hamburger Filmverleih FiFiGe hat Konkurs angemeldet. Damit geht ein Teil jener Kino-Subkultur verloren, der die vergangenen zwei Dekaden filmisch mitprägte. Denn die FiFiGe verlieh den in den Siebzigern geborenen, studentischen Programm-Kinos solche Kultfilme wie Harold and Maude, die Streifen der Marx-Brothers, einige Warhol-Filme, Themroc und Werke von Wenders bis Schlöndorff.

Die „Film-Finanzierungs-Gesellschaft“ wurde 1978 von der AG Kino gegründet. Abaton-Chef Werner Grassmann blieb bis 1984 Geschäftsführer der FiFiGe. Im Laufe der Zeit verwandelte sich die Firma mithilfe eines Senats-Darlehens von 150.000 Mark in eine Verleih-Gesellschaft, um die Programmkinos gegen Lichtspielketten und große Verleih-Firmen konkurrenzfähig zu halten. In den frühen Achtzigern mußte dann noch ein Kredit von 500.000 Mark aus einem Filmförderungsfond aufgenommen werden.

Die jetzige Geschäftsführerin Hella Reuters betont, „diese hohen Altlasten aus den frühen Achtziger Jahren“ seien für den Konkurs verantwortlich, denn die „FiFiGe arbeitet kostendeckend“ und habe „1992 ein kleines Plus erwirtschaftet“. Grassmann, für die Aufnahme der Kredite verantwortlich, sieht den Grund des Konkurses der FiFiGe eher in der „Komplexität eines kleinen engagierten Filmverleihs“, dessen Erhalt stets eine „Gratwanderung zwischen Niveau und Kommerzialität“ fordere.

Doch eigentlich zeigt der finanzielle Ruin dieser kleinen Verleih-Gesellschaft einen allgemein gültigen Trend in der Kino-Landschaft: Die kleinen Bäche der Kultur versiegen, weil die großen Verleih- und Produktions-Ströme das Grundwasser abziehen. Dazu kommen noch die Konkurrenz des Videomarktes und die schwindenden Besucherzahlen.

Doch noch ist nicht alles zu spät. Denn laut Hella Reuters befindet sich eine „Auffang-Gesellschaft in Gründung“, die mehrere Kleinverleiher vereinen soll, um so gegen die „allgemeine Konzentration im Filmbereich“ anstinken zu können.

Annette Bolz