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„Ich denke eher in Teilschritten“

■ Interview mit der designierten SPD-Landesvorsitzenden Christine Wischer

taz: Der neue SPD-Landesvorstand soll Mitte September gewählt werden. Er wird gerade vier Wochen Zeit haben, die „Halbzeitbilanz“ des Ampel-Senat im Hinblick auf den Beitrag der SPD-Senatoren vorzubereiten. Ist das realistisch? Wäre es nicht ehrlicher, diese Halbzeitbilanz einfach abzusagen?

Christine Wischer: Abblasen darf man das auf keinen Fall. Es ist ja nicht so, daß der neue Landesvorstand das Rad neu erfinden müßte. Die Vorarbeit hat es gegeben. Ich setze im übrigen darauf, daß wir eine richtig lebhafte Diskussion bekommen.

Bei der Besetzung des Landesvorstandes sind aus dem Bremer Osten drei Linke herausgeflogen: Reinhard Werner, Elke Steinhöfel, Angelika Pensky...

Das ist immer so eine Geschichte mit dem linken und dem rechten Flügel. Es sind neue dazugekommen, die ...

... zum Teil unbekannt sind...

die jetzt nicht Flügeln zuzuordnen sind. Das sagt nichts darüber aus, daß sie — wenn man in diesen Kästen denken will — nun „rechts“ oder „links“ sind.

Eine Landesvorsitzende Tine Wischer steht dafür, die „rote Farbe“ in der Ampel deutlicher zu machen. Geht das denn überhaupt unter extremen Sparbedingungen, wenn zum Beispiel nicht einmal der Kindergarten- und Schulbau in den Neubauvierteln finanziell abgesichert ist?

Ich habe nicht gesagt, daß das so einfach geht und schon gar nicht mit Geld verteilen. Wir müssen aber darauf achten, daß in Stadtteilen nicht ganze Sozialstrukturen wegbrechen. Es kann sein, daß man ertragen muß, daß es größere Gruppen im Kindergarten gibt, wenn dafür andere Maßnahmen gehalten werden können. Man muß den gesamten Zusammenhang sehen. Es ist keine Frage, daß wir an der einen oder anderen Stelle nicht in dem Tempo vorangehen können, wie wir das eigentlich aufgeschrieben haben. Es wird nicht das große Verteilen geben können.

Wenn für die Rettung der Klöckner-Hütte nicht 300-500 Millionen gebraucht werden — sollten dann die Stadtwerke trotzdem verkauft werden?

Nein. Der Verkauf der Stadtwerke ist schmerzhaft. Sollte das Geld jetzt nicht abgefragt werden, aus welchen Gründen auch immer, dann gilt die alte Position: Kein Vekauf.

Wann kommt das Thema Hemelinger Marsch wieder auf den Tisch?

In dieser Legislaturperode nicht. Wir haben als Partei eine sehr klare Beschlußfassung: Vorher sollen andere Gewerbeflächen entwickelt werden, dann erst wird erneut über die Frage: „Brauchen wir die Hemelinger Marsch für Gewerbe?“, diskutiert.

Welches Ergebnis würden Sie bei den Bürgerschaftswahlen 1995 als Erfolg begreifen?

Da möchte ich nicht Zahlen festlegen. Wir müssen eine deutliche Verbesserung unseres letzten Ergebnisses erreichen. Eine absolute Mehrheit wäre unrealistisch.

Rückblickend verbindet man manchmal den Namen von PolitikerInnen mit einem sachlichen Erfolg. Wenn Sie es sich wünschen könnten — für welche Art Erfolg könnte der Name Tine Wischer stehen?

Eine schwierige Frage. Ich denke kurzfristiger. Ich denke, wie das meistens meine Art ist, in sehr viel kleinen Teilschritten und man hofft immer, daß man von Teilschritt zu Teilschritt aufbaut und so zu Erfolgen kommt. Interview: K.W.

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