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Kein Run auf Brokdorf

Mit zahlreichen dezentralen Aktionen und zwei Großdemonstrationen in Hamburg und Kiel reagiert die norddeutsche „Bewegung gegen Atomanlagen“ auf den Tag X. In Schleswig–Holstein scheiterte ein gemeinsamer Protestaufruf an der Haltung der SPD und den Grünen. Nach dem Verwirrspiel des Brokdorfer AKW–Betreibers Preussen Elektra (PREAG) um die Frage, wann der Atommeiler an das Netz gelassen wird, entschieden sich die norddeutschen Anti–AKW– Initiativen am Dienstag, einen Probelauf des Kraftwerks zum Anlaß zu nehmen, den lange vorbereiteten Tag X einzuläuten. In Kiel und Hamburg wurde mit spontanen Großdemonstrationen auf das Ereignis reagiert, für den 18.10. rufen die Schleswig–Holsteiner Gruppen außerdem zu einer zentralen Demonstration in der Landeshauptstadt auf. In Hamburg begannen am Dienstag fieberhaft die Vorbereitungen für zahlreiche dezentrale Aktionen, die in den einzelnen Stadtteilen durchgeführt werden sollen. Besetzungen, Spaziergänge durch die Viertel, Überraschungsbesuche bei Behörden und den Hamburger Electricitätswerken (HEW) stehen auf dem Programm. Nach der Katastrophe von Tschernobyl hatte die Hamburger Anti–AKW–Bewegung, kurz vor dem Einschlafen, durch zahlreiche neue Bürgerinitaitiven unerwarteten Auftrieb bekommen. Seit Monaten wurde auf einem neu gebildeten Vorbereitungsplenum über Aktionsformen diskutiert. Eine breite Palette des Widerstands - vom Flugblattverteilen über gewaltfreie Blockaden bis hin zu Sabotageakten - wurde ausdrücklich von allen beteiligten Gruppen als Maßnahme gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks akzeptiert. In Schleswig–Holstein scheiterten am Montag die Verhandlungen von SPD, den Grünen, DKP, der Umweltorganisation BUND und anderen Initiativen, ein landesweites Aktionsbündnis auf die Beine zu stellen. Die SPD weigerte sich, einen gemeinsamen Aufruf für einen Aktionstag zu unterschreiben, weil die Mehrheit der Gruppen den SPD–Landesvorsitzenden Günter Jansen als Redner nicht akzeptieren wollten. Den Grünen warfen die Initiativen „Verrat an der Bewegung“ vor, weil sie für eine Großaktion aller Kernkraftgegner als Willensbekundung eines möglichst breiten gesellschaftlichen Spektrums gegen die CDU plädierten. In Brokdorf, wo am Montag etwa 190 Mitglieder des „Gewaltfreien Aktionsbündnisses“ mehrere Stunden die Tore zum AKW blockierten und Teile eines Strommastes demontierten, blieb am Dienstag alles ruhig. Nach dem Desaster der Großdemonstration am 7. Juni überwog in allen Initiativen die Stimmung, in der nächsten Zeit keine zentralen Aktionen vor Ort mehr durchzuführen. Ute Jurkovecs

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