: Der übertölpelte NH–Sanierer
■ Vor dem Bonner Untersuchungsausschuß sagte der Neue Heimat–Berater Manfred Meier–Preschany aus / Stille Liquidierung wäre möglich gewesen / Der DGB–Vorsitzender Ernst Breit ist solidarisch mit Lappas
Aus Bonn Tina Stadlmayer
„Ich fühlte mich dupiert, überrascht wäre viel zu schwach“, erklärte Manfred Meier–Preschany, auf die Frage des Vorsitzenden des Neue–Heimat Untersuchungsausschusses, ob er vom Verkauf an Schiesser überrascht gewesen sei. Meier–Preschany war von der Gewerkschaftsholding beauftragt worden, ein Sanierungskonzept für die Neue Heimat zu entwickeln. Während er damit schon sehr weit gekommen war, wurde der Konzern hinter seinem Rücken an Schiesser verkauft. Damals lautete sein spontaner Kommentar: „Herr, sie wissen nicht, was sie tun.“ Vor dem Untersuchungsausschuß erklärte Meier–Preschany: „Ich habe vom Verkauf am Donnerstag, den 18.9., mittags (als es die taz auch schon wußte, die Red.) erfahren. Den Namen Schiesser habe ich vorher nie gehört.“ Auf die Frage, ob er die Neue Heimat zu diesem Zeitpunkt mit seinem Konzept noch hätte retten können, antwortete Meier– Preschany: „Es wäre nicht leicht gewesen. Ohgottohgottohgott. Aber es wäre machbar gewesen.“ In den Ländern Hessen, Berlin und Nordrhein–Westfalen sogar noch vor dem Bundestagswahltermin, fuhr er fort. Unter Sanierung verstehe er die Regionalisierung und die stille Liquidierung des Gesamtkonzerns. Ein Konkurs und der Verlust der Gemeinnützigkeit seien so zu vermeiden gewesen. In Berlin hatten die Banken bereits zugesagt, Anteile der Regionalgesellschaft zu übernehmen, und in Hessen hat die Regierung zu diesem Zweck schon einen Nachtragshaushalt beantragt. Wieviel denn die geplante Liquidierung voraussichtlich gekostet hätte, wollte Jo Müller von den Grünen wissen. Rund 1,8 Milliarden, meinte Meier–Preschany. Durch einen gemeinsamen Beitrag der Banken und der Gesellschaffter sei das Geld aufzubringen gewesen. Der DGB habe zwar verkündet, keine Mark mehr für die NH lockerzumachen, intern sei man sich jedoch einig über weitere Beiträge gewesen. Johannes Gerster, CDU–Obmann im Ausschuß, wollte wissen, wann Meier–Preschany den DBG–Vorstand davon unterrichtet habe, daß die Neue Heimat nur noch durch die Liquidierung vor dem Konkurs bewahrt werden könne. „Mitte diese Jahres“, berichtete Meier–Preschany. Auf die Frage, ob er einen Zusammenhang zwischen dieser Unterrichtung und dem Verkauf an Schiesser sehe, wollte er sich nicht äußern. Die SPD–Abgeordnete Brigitte Traupe hakte nach: Warum nun der DGB die Sanierungspläne durch den Verkauf durchkreuzt habe? Darauf Meier–Preschany: „Man hat sich wohl pressiert gefühlt.“ Er bestätigte, daß der DGB wohl befürchtet habe, die öffentliche Erörterung des Neue Heimat Skandals verhindere eine Lösung, und deshalb den „politisch bedingten Klotz“ loswerden wollte. Die Aussageverweigerung des Vorstandsvorsitzenden der Gewerkschaftsholding BGAG, Alfons Lappas, vor dem Bonner Parlamentarischen Untersuchungsausschuß sei mit ihm abgesprochen gewesen, sagte indessen der DGB–Vorsitzende Breit in Düsseldorf. Das Amtsgericht Bonn wird voraussichtlich in der kommenden Woche über die deswegen beantragte Beugehaft gegen Lappas entscheiden.
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